Wieder Ärger in Portadown

Erneut wird die Parade des protestantischen Oranier-Ordens durch die katholische Garvaghy Road zum Test für Nordirlands Friedensprozess. Die Route ist verboten

DUBLIN taz ■ Bei der Parade des protestantischen Oranier-Ordens in der nordirischen Stadt Portadown gab es gestern keine Zwischenfälle, obwohl der Marsch von der Himmelfahrtskirche im Ortsteil Drumcree über die katholische Garvaghy Road zur Versammlungshalle im Stadtzentrum wie bereits in den vergangenen beiden Jahren verboten war. Bis zum nächsten Sonntag, wenn der traditionelle Gedenkmarsch für die Toten der Schlacht an der Somme stattfindet, soll jeden Tag marschiert werden. Die Oranier wollen den Druck stetig steigern, um doch noch die Erlaubnis für den Marsch durch die Garvaghy Road durchzusetzen.

Die britische Armee hat am Wochenende 2.000 Soldaten aus Großbritannien nach Portadown verlegt. Der Marsch von Drumcree ist für viele Protestanten eine Kraftprobe und ein Indikator ihres Machtverlustes im Zuge des Friedensprozesses. Am Donnerstag soll eine Gruppe englischer Faschisten der Organisation Combat 18 – die Zahl steht für den ersten und achten Buchstaben des Alphabets, Adolf Hitlers Initialen – in Portadown eintreffen. Angekündigt hat sich auch Johnny „Mad Dog“ Adair, ein loyalistischer Killer, der vor zwei Wochen im Alleingang den Waffenstillstand einer protestantischen Terrororganisation aufheben wollte, damit allerdings scheiterte.

Die Hardliner sind besonders wütend auf den Unionistenchef David Trimble, Nordirlands Premierminister, dem sie Verrat vorwerfen. Trimble, der vor fünf Jahren selbst noch auf den Barrikaden von Drumcree stand und die Parade am Ende durchzusetzen half, besuchte vorigen Monat einen Versöhnungsgottesdienst in der katholischen Kirche auf der Garvaghy Road.

Die Regierungen in London und Dublin versuchen seit Jahren eine Lösung zu finden, da die Auseinandersetzungen in Drumcree den Friedensprozess gefährden könnten. Der von der britischen Regierung benannte Unterhändler Brian Currin aus Südafrika hat vorgeschlagen, den Oraniern einen letzten Marsch durch die Garvaghy Road zu genehmigen. Danach soll ihnen die Regierung eine neue Versammlungshalle in der Nähe der Kirche von Drumcree bauen. Dann könnten sie zwischen den beiden Orten so oft hin und her marschieren, wie sie wollten.

RALF SOTSCHECK

kommentar SEITE 11