RUDI VÖLLER WIRD INTERIMSTEAMCHEF DES DFB
: Das ist kein Neuanfang

Mit der Inthronisierung des ehemaligen Fußballprofis Rudolf Völler als Interimsteamchef hat der Deutsche Fußball-Bund viel gewonnen. Nein, wirklich. Erstens: Die öffentliche Debatte um die Modernisierung des deutschen Verbandsfußballs ist weitgehend abgewürgt. Zweitens: Der Rentner Gerhard Mayer-Vorfelder (67) kann jetzt in aller Ruhe DFB-Präsident werden. Drittens: Auch andere Funktionäre und Angestellte dürfen ihren Arbeits- bzw. Repräsentationsplatz behalten.

Und die Modernisierung des Fußballs? Was ist denn das für eine Frage? Erfolg und Fortschritt ist, wenn man etwas verkaufen kann, am besten einen „großen Konsens“ (Mayer-Vorfelder). Das haben im Jahre zwei von Gerhard Schröder auch die letzten Schlafmützen begriffen. Natürlich könnte man argumentieren, der neue Teamchef Völler habe weder den Beruf des Fußballtrainers erlernt noch ihn jemals ausgeübt. Aber das wäre naiv.

Völlers großer Vorteil ist, dass er trotz Schnauzbarts sympathisch rüberkommt. (Tipp für Schröder: Einer wie Rudiiiii hätte auch den Atomkonsens ganz anders verkaufen können.) Völler gibt natürlich nicht einer im Interesse vieler Deutscher einzuleitenden Modernisierung eines wichtigen Unterhaltungs- und Kulturguts ein Interimsgesicht. Er ist die konsequente Fortsetzung der Überlebensstrategie einzelner Verbandsfunktionäre sowie der gleichzeitig sich vollziehenden Übernahme eines heruntergewirtschafteten Unternehmens.

Die großen Bundesligaklubs (Leverkusen, Bayern) können nach der Einsetzung ihrer Aufpasser Völler, Daum und Rummenigge ihre Geschäftsinteressen noch besser kontrollieren. Gleiches gilt für die Medienunternehmen Kirch und Springer.

Das alles heißt nicht, dass der hoch qualifizierte Fußballtrainer Christoph Daum ab Juni 2001 aus den bis dahin verbleibenden Restmöglichkeiten nicht mehr herausholen wird, als es Erich Ribbeck tat. Aber Daum ist Teil des Systems. Das System ist das Problem. Einen Neuanfang innerhalb des Systems gibt es nicht. Dazu hätte es schon einen Finke gebraucht. Mindestens. PETER UNFRIED