Kommentar
: Statt Container

■ Warum der Babyklappe jetzt weitere Schritte folgen müssen

Seltsam, wenn es ein Erfolg sein soll, dass Frauen ihre Babys in eine Klappe legen und ihrem Schicksal überlassen. Was mag in der Frau vorgehen, wenn sie ihre Tochter, die jetzt Ronja heißt, in Zeitungen oder im Fernsehen sieht? Die Babyklappe ist ein Thema für gemischte Gefühle und deshalb auch für kontroverse Diskussionen. Vielleicht hat sich auch deshalb noch kein Großspender gefunden.

Dabei ist es nur eine extreme Antwort auf eine extreme Situation. Dass Mütter die Babyklappe nicht dazu nutzen, Kinder aus Bequemlichkeit zu „entsorgen“, haben die vergangenen Monate bewiesen. Auch im vergangenen Jahr haben, zumindest statistisch, alle drei Monate Frauen sich keinen anderen Rat gewusst, als ihr Baby auszusetzen. Babys, von denen vermutlich außer ihnen niemand etwas wusste und wissen durfte. Aber vor der Babyklappe haben diese Kinder nicht in einem Wärmebettchen und dann in den Armen von Pflegeeltern gelegen, sondern in Müllcontainern.

In was für einer Situation Frauen sein müssen, die sich nach neun Monaten Schwangerschaft zu nichts anderem in der Lage sehen als ihr Kind auszusetzen, die den Weg zu den vielen Beratungsangeboten oder Adoptionsvermittlungsstellen nicht finden, ist so schwer vorstellbar wie wenig verurteilbar.

Jetzt muss es weiter gehen. Es müssen endlich Möglichkeiten für Frauen geschaffen werden, anonym zu gebären. Dann kommt es vielleicht nicht mehr vor, dass Kinder irgendwo, irgendwie auf diese Welt rutschen und sterben, weil niemand hilft.

Bericht Seite 22 Sandra Wilsdorf