Ein Korb für Kampfhunde

Ab morgen gilt die verschärfte Hundeverordnung: Zwölf Kampfhundrassen müssen an die Leine genommen werden und einen Maulkorb tragen. Grüne, PDS und Elterninitiative: „Das greift zu kurz“

von DOROTHEE WINDEN

Ab Donnerstag müssen zwölf Kampfhundrassen im öffentlichen Raum an die Leine genommen werden und einen Maulkorb tragen. Die verschärfte Hundeverordnung, die der Senat gestern beschlossen hat, sieht zudem für fünf Rassen eine Meldepflicht vor. Für sie besteht ab sofort ein Zuchtverbot. Ein Halteverbot soll in einem Gesetz geregelt werden, das noch vor der Sommerpause ins Parlament eingebracht werden soll.

„Wenn die Maulkorb- und Leinenpflicht beachtet wird, ist ein großer Teil der Gefahr gebannt,“ erklärte gestern Gesundheitssenatorin Gabriele Schöttler (SPD). Sie kündigte „scharfe Kontrollen“ an, wollte aber keine genauen Angaben zur Zahl der Kontrolleure machen. Es kämen aber weit mehr als hundert zum Einsatz. Die Kontrolle übernehmen gemischte Streifen aus Polizisten und Mitarbeitern der bezirklichen Ordnungsämter. Zusätzlich wird die Polizei „Interventionsteams“ einsetzen. Genaue Zahlen konnte auch der Sprecher der Innenverwaltung nicht nennen. Derzeit werde noch unter Hochdruck an Arbeitsanweisungen für die Polizeibeamten gearbeitet. Diese werden auch Material über die verschiedenen Hunderassen enthalten.

Wie Gesundheitssenatorin Schöttler erläuterte, wird es Einzelkontrollen sowie Schwerpunktkontrollen in Gebieten mit vielen Kampfhunden geben. Die Polizei könne Kampfhunde einziehen, die ohne Maulkorb und Leine angetroffen werden. In der Tiersammelstelle stünden dafür derzeit 55 freie Boxen zur Verfügung. Seit dem 30. Juni seien lediglich sieben Kampfhunde ausgesetzt worden. In der Stadt gibt es 5.000–10.000 Kampfhunde.

Grüne und PDS kritisierten die Sofortmaßnahmen gestern als unzureichend. „Von jedem großen Hund kann eine tödliche Bedrohung ausgehen, wenn er auf Aggression gezüchtet oder abgerichtet wird“, so die grüne Abgeordnete Claudia Hämmerling. 86 Prozent aller Hundebisse gingen auf das Konto von Hunderassen wie Rottweilern und Schäferhunden, die nicht auf der Liste stünden. Hämmerling forderte, dass alle Halter großer Hunde eine Sachkundeprüfung ablegen und das Verhalten ihres Tieres testen lassen müssen. „Die Gefahr ist vorerst nur auf dem Papier gebannt“, kritisierte der PDS-Abgeordnete Gernot Klemm. Nach der Senatssitzung protestierten etwa 50 Menschen gegen die „zu kurz greifende Hundeverordnung“.