Gehts noch süßer?

The Corrs geben zu dass sie langweilig sind. Ihren Fans ist das egal ■ Von Eberhard Spohd

In Hamburg gab es vor einigen Jahren eine Band, die auf jedem Betriebsfest eine große Schau gewesen wäre, wenn ihr sozialer Touch sie nicht von solch kommerziellen Veranstaltungen abgehalten hätte. The Common Sense hieß diese fünfköpfige Kombo. Das „The“ war selbstverständlich integraler Bestandteil des Namens. Schließlich hatten die Mitglieder alle The Commitments im Kino gesehen und dabei erfahren, dass eine Gruppe nur dann erfolgreich sein kann, wenn der englische Artikel erhalten bleibt. Andrea Corr spielte in dem Film um diese sogenannte Soulband mit. Was lag da näher, als das Kino zur Realität werden zu lassen und mit den eigenen Geschwistern eine Kapelle zu gründen. Deren Name muss von Anfang an festgestanden haben: The Corrs.

Mit Soul konnten die Blechflötistin Andrea Jane, die Schlagzeugerin und Pianistin Caroline Georgine, die Violinistin Sharon Helga und deren Bruder James Ignatious Steven an Keyboards, Gitarre und Akkordeon natürlich nicht aufwarten. In Irland, der Heimat der The Corrs klingt Seele einfach anders. Aber Pop konnten sie ganz passabel spielen. Und ihn glänzend verbinden mit der Musik aus ihrer Heimatstadt Dundalk in der Nähe der nordirischen Grenze. „Wir sind eine Pop-Rock-Celtic-Fusion-Band“ sagt Sharon über sich selbst, während James eine andere Definition bevorzugt: „Wir sind das größte Ding seit geschnitten Brot.“

So verkaufen sie sich auch seit ihrem Debut-Album Forgiven, not forgotten aus dem Jahre 1995. Zusammen mit U2, Sinead O'Connor und den Cranberries bilden sie die Quadriga der populären irischen Musik. Ihr Part in diesem Kleeblat ist es dabei, auch die traditionelle irische Musik in die Welt zu exportieren. Obwohl sie dazu so langsam keine Lust mehr haben. Mit ihrem neuesten Album In Blue entfernen sich The Corrs immer mehr von Tin Whistle und St. Patricks Harfe und gehen den Weg in Richtung Hitparadenpop. Wirtschaftlich mag es sich für die Firma The Corrs auszahlen, nusikalisch ist es ein Schritt in Richtung Langeweile.

Die wird den Geschwistern ohnehin vorgeworfen. Keine Skandale umranken das Quartett. Keine „Wir-sind-eine-Familie“-Attitüde à la Kelly Family umgibt sie. „Sorry, wir sind langweilig“, gab Andrea in dieser Woche im Spiegel zu. Das ist aber nicht schlimm. Um so besser können sich die Anhänger von The Corrs im Stadtpark in eine süßliche Stimmung bringen lassen. Schließlich ist eine heile Familienwelt schon etwas wert in unseren zerissenen Zeiten. Würden The Common Sense sagen.

Freitag, 19 Uhr, Stadtpark