Sierra Leone unter Embargo

UN-Sicherheitsrat verhängt ein auf 18 Monate befristetes Diamantenembargo gegen Sierra Leone. Darüber hinaus wird über Maßnahmen gegen das benachbarte Liberia nachgedacht, über das der Diamantenhandel von Sierra Leones Rebellen läuft

von DOMINIC JOHNSON

Bis Ende 2001 müssen Sierra Leones Rebellen von ihren Ersparnissen leben. Der UN-Sicherheitsrat hat am Mittwoch den Verkauf von Diamanten aus dem westafrikanischen Bürgerkriegsland für die nächsten 18 Monate verboten, außer wenn sie ein amtliches, international anerkanntes Herkunftszertifikat tragen. Da es dieses noch nicht gibt, schließt der UN-Beschluss Sierra Leone vorerst vom Diamantenhandel aus.

Großbritannien hatte diese Resolution vor einem Monat in den Sicherheitsrat eingebracht. Die Debatten dauerten lange, weil Frankreich, China und Russland ihre Zustimmung von einer Befristung des Embargos abhängig machten. Dies verringert nach britischen Befürchtungen seine Erfolgschancen.

Die Resolution ist Teil eines Pakets, mit dem Großbritannien das UN-Engagement in Sierra Leone auf eine neue Grundlage stellen will. In weiteren, noch zu beschließenden Resolutionen soll die UN-Truppe in Sierra Leone von derzeit 12.394 auf bis zu 16.000 Mann vergrößert werden; das steht unter einem US-Finanzierungsvorbehalt. Geplant ist außerdem ein Kriegsverbrecherprozess gegen Foday Sankoh, den Führer der sierraleonischen Rebellen, der am 17. Mai von britischen Truppen in Sierra Leones Hauptstadt Freetown gefangen genommen worden war. Wer diesen Prozess führen soll, ist indes noch unklar.

Die Wirksamkeit all dieser UN-Maßnahmen darf bezweifelt werden. Ein Diamantenembargo gibt es bereits gegen Angolas Unita-Rebellen, aber nicht dies hat die Unita in den letzten Jahren geschwächt, sondern eine Reihe von Großoffensiven der durch Öleinnahmen in Milliardenhöhe aufgerüsteten angolanischen Regierungsarmee.

Sierra Leones Regierungsarmee ist demgegenüber nicht im Entferntesten zu Großoffensiven fähig. Im Mai wurde sie nach dem Tod ihres Generalstabschefs führungslos, und als die RUF Hunderte von UN-Blauhelmen gefangen nahm, rettete nur eine britische Eingreiftruppe von zeitweilig 1.500 Mann sie vor dem Kollaps. Die Briten zogen jedoch Mitte Juni wieder ab, bis auf einen Rest von 181 Soldaten und 65 Beratern, die 1.000 frische sierraleonische Rekruten ausbilden sollen. Seitdem streiten sich verschiedene Fraktionen der Regierungsarmee, und die RUF erzielt Geländegewinne.

Die britische Analyse des Konflikts in Sierra Leone geht daher bereits einen Schritt weiter. Da der Diamantenhandel der RUF über den Nachbarstaat Liberia läuft, so die Haltung Großbritanniens, muss Liberias Regierung unter Präsident Charles Taylor unter Druck gesetzt werden.

Auf britische Initiative hat die EU ihre Zusammenarbeit mit Liberia eingefroren, wo erst 1996 ein Bürgerkrieg mit dem Wahlsieg des dortigen Rebellenchefs Taylor endete. Regelmäßig kursieren in Liberia Gerüchte über regierungsfeindliche bewaffnete Gruppen. Der sierraleonische Botschafter in den USA fordert sogar Luftangriffe auf Liberias Hauptstadt Monrovia.