Mobilisierung gegen „Homo-Ehe“

Union und beide christlichen Kirchen kündigen heftigen Widerstand gegen den rot-grünen Entwurf zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften an. Sie sehen die heterosexuelle Ehe als grundgesetzlich geschütztes Leitbild des Zusammenlebens in Gefahr

aus BerlinJAN FEDDERSEN

Der Vorschlag der rot-grünen Regierungskoalition zu Lebenspartnerschaften Homosexueller hat, kaum vorgestellt, heftigen Protest nicht nur aus dem Lager der Union hervorgerufen.

Wolfgang Huber, als Evangelischer Bischof von Berlin einer der mächtigsten protestantischen Christen im Lande, meinte, es sei „weder nötig noch vertretbar“, das Leitbild der Ehe durch die Eingetragenen Lebenspartnerschaft zu „nivellieren“. Huber befürwortete zugleich „Einzelregelungen“, um rechtliche Nachteile von schwul-lesbischen Paaren zu beseitigen, aber der „besondere Verfassungsrang der Ehe“ müsse bewahrt bleiben. Das „Miteinander von Mann und Frau“ behalte „seine besondere Bedeutung“, weil in ihr Kinder aufwachsen könnten.

Karl Lehmann, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz des römisches Klerus, lehnt den Entwurf, so nachzulesen in einem heute erscheinenden Beitrag der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, ebenso scharf ab. Nun begänne eine „ungeschminkte Auseinandersetzung“. Die rot-grüne Koalition habe die „Gunst der Stunde“ genutzt für eine „üble Überrumpelung der Öffentlichkeit“. Die Kirche sei zwar gegen die Diskriminierung Homosexueller, aber der Gesetzentwurf gehe viel zu weit, weil er das Ehe- und Familienrecht „regelrecht ausgeschlachtet“ habe. Der Artikel 6 des Grundgesetzes, der Ehe und Familie schützt, werde „ausgehöhlt“.

Eben diese Herabsetzung ist im rot-grünen Gesetzesvorschlag nicht enthalten: Das Adoptionsrecht Homosexueller wird dort ausgeschlossen. Was beide Bischöfe unterschätzen, ist zudem, dass das Zusammenleben von Mann und Frau grundgesetzlich nicht geschützt wird – Ehe und Familie allerdings sehr wohl. Beide Institute werden vom Reformvorschlag nicht berührt. „Mit der Eingetragenen Lebenspartnerschaft“, so Volker Beck, Rechtspolitischer Sprecher der Grünen, „wird ein neues Institut geschaffen, das die Ehe nicht ersetzt.“

Sein Kollege von der CSU, Wolfgang Zeitlmann, wurde gestern deutlicher in der Ablehnung der Entdiskriminierung homosexueller Partnerschaften. „Mit der Union ist dieses Gesetz nicht zu machen“, sagte er der Sächsischen Zeitung. Und weiter: „Ich bin mir sicher, dass ein solches Gesetz auch vor dem Bundesverfassungsgericht landen wird. Und ginge es nach mir, sollte man auch Unterschriften dagegen sammeln.“ CSU-Generalsekretär Thomas Goppel sekundierte: „Homo-Ehe: Nein danke!“

Andere Unionspolitiker äußerten sich ähnlich: Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel, Maria Böhmer, stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Bundestag, sowie Ruprecht Polenz, Generalsekretär der CDU. Die FDP kritisierte den Entwurf gleichfalls und verwies auf ihren Vorschlag, Homopartnerschaften durch zivilrechtliche Verträge zu regeln.

Zustimmung erhielt der Entwurf kirchlicherseits immerhin von Elisabeth Lingner, Präsidentin der nordelbischen Synode, dem Laienparlament der evangelischen Christen in Hamburg und Schleswig-Holstein. „Ich kann nicht erkennen, wo dieser Schritt Ehe und Familien gefährdet. Im Gegenteil: Er stärkt die Familien. Homosexuelle haben es lange verdient, dass ihre Partnerschaften gewürdigt werden.“