holocaust-mahnmal
: Endlich nicht mehr zu stoppen

Zahlreich waren die Einwände gegen das geplante Holocaust-Mahnmal in Berlin: Man wollte kein „Mahnmal der Schande“; der Horror des Geschehens sei architektonisch einfach nicht vermittelbar; das Stelenfeld sei zu abstrakt, zu monumental, zu schwer zu schützen . . . Und doch sieht es plötzlich so aus, als würde das Projekt erfolgreich umgesetzt – nach zwölf Jahren der Diskussion und nachdem schon im letzten Jahr eine Grundsatzentscheidung im Bundestag gefallen war. Endlich hat sich das Kuratorium auf ein klares Konzept für das Holocaust-Mahnmals geeinigt.

Kommentarvon PHILIPP GESSLER

Dazu gehört zunächst eine halbwegs realistische Kostenprognose: Mindestens 35 Millionen Mark, wahrscheinlich mehr, soll das nationale Denkmal kosten; der Bund vor allem wird diese Summe aufbringen. Diese öffentliche Ehrlichkeit war nötig, denn die monatelangen Spekulationen schadeten dem wichtigen Projekt.

Glücklicherweise ist auch eine Entscheidung für den umstrittenen „Ort der Information“ zustande gekommen: Er wird unterirdisch gebaut, nicht oberirdisch, und stört so wider Erwarten nicht die Aussage des Kunstwerks. Zugleich ist dieser versenkte Info-Ort in seiner Größe bescheiden und widersteht der Versuchung, einem Holocaust-Museum zu gleichen. Das wäre in Berlin auch verfehlt gewesen, das über weitere Gedenkstätten an historischen Orten verfügt – dazu gehört nicht zuletzt ein ehemaliges KZ im nahen Oranienburg.

Auch das inhaltliche und räumliche Konzept der Infostätte ist nun gelungen. Es wird ein kleiner, fast versteckter Ort der Einkehr, getragen durch wenige, nötige Informationen. Der Architekt Eisenman hat zudem eine weitere überzeugende architektonische Idee entwickelt: Die oberirdischen Stelen sollen in die Räume hineinragen. Dieses geglückte Konzept hat offensichtlich die Stimmung im Kuratorium verbessert – nun verbindet die 23 Persönlichkeiten wieder das Wesentliche, ihr gemeinsames Ziel.

Zwar wird sich erst während des Baufortschritts zeigen, wie viel das Mahnmal tatsächlich kosten wird. Auch der Zeitpunkt der Fertigstellung wackelt noch – beides werden die Gegner nutzen, um das Projekt doch noch zu stoppen. Aber nach der Einigung im Kuratorium wird dies leichter zu entlarven sein: als ein Versuch, die Erinnerung an das Menschheitsverbrechen insgesamt zu beenden. Es wird nicht gelingen. inland SEITE 7