100-Euro-Scheine als druckfrisches Altpapier

Druckerei Giesecke & Devrient hat ein Sicherheitsmerkmal vergessen. Bundesbank: Kopieren trotzdem nicht möglich. Nicht der erste Fehler der Firma

BERLIN taz ■ Die Münchener Gelddrucker von Giesecke & Devrient (G&D) haben mal wieder Ärger. Die Bundesbank bestätigte gestern Meldungen über „produktionstechnische Probleme“ beim Druck der für Deutschland bestimmten 100-Euro-Noten. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hatte berichtet, dass den Scheinen ein Sicherheitsmerkmal fehle.

Der FAZ zufolge wurde bei den neuen Geldscheinen ein Verfahren nicht korrekt eingearbeitet, das eine Fälschung mittels Farbkopierern verhindern solle. Ein Bundesbank-Sprecher betonte allerdings, dass nur eines von mehreren Kopierschutzmerkmalen betroffen sei: „Der Kopierschutz funktioniert.“

Weitere Angaben waren unter dem Verweis auf die Vertraulichkeit des Themas nicht zu erhalten. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde über das Problem zu gegebener Zeit entscheiden. Es sei aber sichergestellt, dass zum 1. Januar 2002 nur Banknoten ausgegeben werden, die alle Sicherheitsanforderungen erfüllen.

G&D teilt sich den Auftrag zur Herstellung der insgesamt 4,03 Milliarden deutschen Euro-Scheine hälftig mit der Berliner Bundesdruckerei.

Das traditionsreiche, 1852 gegründete Unternehmen Giesecke & Devrient, das neben Geldscheinen, Schecks und Maschinen auch Mobilfunk- und EC-Karten herstellt, hat eine gewisse Skandalerfahrung. So hatte der damalige Hauptgesellschafter Siegfried Otto jahrelang Millionenbeträge über eine Schweizer Tarnfirma an Familie und Steuer vorbeigeschleust. 1993 erstattete er nach firmen- und famlieninternen Querelen Selbstanzeige und zahlte rund 100 Millionen Mark ans Finanzamt nach; die Firma musste drei Millionen abliefern.

1996 forderte die Bundesbank von ihrem Geschäftspartner 26,1 Millionen Mark zuzüglich 13 Millionen Zinsen zurück: Über fingierte „Veredelungen“ von Material waren die Kosten in die Höhe getrieben worden.

Zuletzt im Herbst 1997 versagte die Qualitätskontrolle bei G&D: Mehrere Bögen mit 100-DM-Scheinen waren nur einseitig bedruckt, gelangten aber dennoch zur Auslieferung.

MATTHIAS SPITTMANN