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Keine Heirat mit Messe

■ Bürgerschaft zankt weiter über die Erweiterung der Messe ins Schanzenviertel

Die Erweiterung der Messe – sie entwickelt sich zum Dauerzankapfel: Während vor allem Senat und SPD-Fraktion gestern in der Bürgerschaft versuchten, alle Bedenken gegen eine Ausdehnung in die Lagerstraße im Schanzenviertel zu zerstreuen, bleiben CDU und Regenbogen zutiefst skeptisch. „Sie schüren mit Ihrem Verhalten Misstrauen und Vorbehalte“, warf der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Karl-Heinz Ehlers, Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) vor.

Mirow hält sich jenseits aller Zweifel auf: „Bei aller Bereitschaft zum Dialog“ werde er das Ziel, die Messe am alten Standort auszubauen, nicht aus dem Auge verlieren. Er wiederholte seine Bestandsgarantie für den Fleischgroßmarkt, der werde unter einer Erweiterung nicht zu leiden haben.

Genau das befürchten jedoch unisono Ehlers und Regenbogen-Sprecherin Heike Sudmann. „Der Verdacht, dass der Erhalt des Großmarkts doch nicht gesichert ist“, werde durch die Informationspolitik der Wirtschaftsbehörde geweckt, meinte Ehlers. Zudem vermisst er ein schlüssiges Verkehrskonzept für die angrenzenden Viertel Karo und Schanze. Die GAL-Fraktionsvorsitzende Antje Möller sieht das ähnlich: Die vorliegende Verkehrsstudie sei „bisher völlig unzureichend“ und berücksichtige lediglich die Bedürfnisse der Messe. Allerdings ändere das nichts daran, dass der Standort der richtige sei.

Die Sozialdemokraten können all diese Ängste ohnehin nicht so recht nachvollziehen. Die Messe müsse nunmal größer werden, sie habe ja noch „den Charme der 50er Jahre“, behauptet Leonard Hajen für die SPD. Und so eine Erweiterung könne eben „nicht ganz konfliktfrei“ über die Bühne gehen.

Eine optimale Lösung werde es wohl nicht geben können, befürchtet selbst der Sozialdemokrat, aber noch sei ja Zeit, sich bis zum Jahresende auf eine konkrete Planung festzulegen. „Niemand bei uns ist verheiratet mit den bisherigen Plänen“, behauptet Hajen, allerdings habe vor allem der Großmarkt ein Anrecht darauf, „dass am Jahresende alles auf dem Tisch liegt.“

Peter Ahrens

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