berliner szenen
: Postkoloniales Berlin

Königinnen

Nur drei Tage, nachdem indische Elefantenkühe nach gewonnenen und verlorenen „Rennen“ (haha, ich höre immer Rennen, das war wohl mehr ein gemütliches Schlendern, ein „Elefantinnenschlendern“ sozusagen), also nachdem die Damen „Indra“, „Laika“ und „Conny“ voller Lust auf den quietschgragsrünen Berliner Hoppegartenrasen geköttelt haben, und das war vielleicht ein schöner Farbkontrast, kann ich Ihnen sagen, nur drei Tage später ist schon wieder eine Dame von Welt zu Gast. Eine, die in gewisser Weise schon etwas mit Indra, Conny und Mara zu tun hat bzw. hatte. Die drei berüsselten Damen wurden nämlich vor rund 30 Jahren in Indien geboren, einem noch nicht so richtig lange unabhängigen Indien. Sie erinnern sich bestimmt, Indien, da waren doch damals die EngländerInnen gewesen.

Womit wir bei der anderen Dame von Welt wären: Her majesty, the Queen, setzt nämlich, wie gesagt, nur drei Tage nach ihren ehemaligen Untertanen, na ja, zumindest die Familie der DickhäuterInnen war gewiss betroffen, nach ihren Ex-Untertanen also die zierlichen Fesseln in den zum Kostüm so hervorragend passenden Schühchen (das ist nicht ironisch gemeint! Wir hätten auch sonst Angst vor einer Verleumdungsklage!) auf die Berliner Rennbahn, quatsch, den Flughafen Tegel. Sie kommt, die Queen, god save her, um die Britische Botschaft zu eröffnen und um mit Gerhard und Doris zu speisen.

Weil die beiden ja noch nicht so firm mit königlichen Tischnachbarn sein KÖNNEN, hier schnell ein lieb gemeinter Tipp aus der taz-Benimmredaktion: Einer Queen darf man niemals, wirklich niemals sagen, dass das Essen gut war! Sie könnte nämlich sonst denken, man würde vermuten, die Queen habe das Essen SELBST zubereitet, mit ihren eigenen hochwohlgeborenen Queen-Fingern! Also die Köstlichkeiten bitte einfach so reinstopfen, und mit vollem Mund spricht man ja schon mal gar nicht. Apropos Köstlichkeiten: Raten Sie mal, in welcher ehemaligen britischen Kolonie Anja, die vielversprechendste der Elefantendamen – erinnern Sie sich? Die köttelnden Renntiere? – geboren wurde? Schwierig, nicht wahr? Aber es war – Simbabwe. Und Anja, die durch ihre langen Stoßzähne und ihre Orientierungslosigkeit beim Elefantinnenschlendern auffiel, ist erstens im besten Alter (32 Jahre) und hat zweitens eine sehr sympathische Leib- und Magenspeise: Obst und Kuchen.

Anja darf man im Gegensatz zu Lizzy (74 Jahre) übrigens beruhigt sagen, dass man das Essen hervorragend findet, dass man gar denselben Geschmack sein Eigen nennt. Die ist da nämlich nicht so. Etepetete haben wir nicht gesagt, das waren Sie! So ein Wort würden wir NIE in den Mund nehmen! Wenn wir nämlich hoheitsbeleidigend sein wollten, dann würden wir von den „Leitkühen“ Maja (3,5 Tonnen, isst gerne, hört, hört, afrikanische Bananen) und „Malou“ (2,9 Tonnen) berichtet haben, deren Eigenarten mit „sehr beherrschend“ oder „dominant“ angegeben wurden. Aber die Queen soll sich ja wohl fühlen bei uns. Wir verkneifen uns also die Leitkuh-Spitze großmütig. JZ