Doppelt schwer auf dem Arbeitsmarkt

Die Integration in Berlin lebender AusländerInnen hängt auch von ihren beruflichen Möglichkeiten ab, ihre Ausbildung wird meist nicht anerkannt. Die Qualifizierungsmöglichkeiten sind allerdings vom Aufenthaltsstatus abhängig

Nichtdeutsche haben es doppelt schwer auf dem deutschen Arbeitsmarkt: Neben legalem Aufenthalt und Arbeitserlaubnis werden anerkannte Qualifikationen und Deutschkenntnisse erwartet. Die Ausbildung des Heimatlandes wird hier jedoch meistens nicht anerkannt: Daher sind Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen gerade bei in Deutschland lebenden AusländerInnen gefragt, denn Integration bedeutet auch Integration am Arbeitsmarkt. Ohne Job und Perspektive nix los in diesem Bereich: Nach Angaben des Landesarbeitsamtes Berlin-Brandenburg waren Ende 1999 rund 35 Prozent der Berliner Nichtdeutschen arbeitslos, 11 Prozent betrug ihr Anteil in den Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung des Landes Berlin.

Was gibt es für Optionen für MigrantInnen im Bereich der Fort- und Weiterbildung in Berlin? Zunächst einmal sind sie abhängig vom Aufenthaltsstatus: Je unsicherer und ungefestigter der Status, desto weniger Möglichkeiten. Jene hingegen, die auf dem Arbeitsmarkt einem deutschen Arbeitnehmer gleichgestellt sind, können auch all diejenigen Angebote nutzen, die Deutschen offen stehen. Also gefestigter Aufenthaltsstatus, zumindest während der Dauer der Maßnahme, Arbeitserlaubnis und dann: raus in die Maßnahme, die der Markt gerade erfordert und die das Arbeitsamt anbietet. Während dieser dürfen wie üblich keine Leistungen nach dem Bundessozialhilfegesetz in Anspruch genommen werden. Dies gilt auch für binationale Ehen. Flüchtlinge und Flüchtlingskinder haben hingegen keine Chance auf eine Maßnahme oder Ausbildung, da ihr Aufenthaltsstatus nicht gesichert ist.

Neben den staatlich organisierten gibt es auch andere Möglichkeiten, Sprachkenntnisse, Qualifikationen, Beratung und Unterstützung zu finden. Es existiert eine Reihe von Vereinen und Projekten, die mit Senats-, Bundes-, oder EU-Geldern gefördert werden. In Berlin sind zwischen Senat und Trägern der Institutionen so genannte Servicegesellschaften geschaltet, die die Gelder vergeben. Im letzten Jahr waren 2.900 Nichtdeutsche in 593 landesgeförderten Projekten der beruflichen Weiterbildung integriert. Ein Großteil der Maßnahmen rekrutiert sich allerdings aus ABM-Stellen, nach spätestens fünf Jahren müssen die Mitarbeiter ihre Stelle wieder verlassen.

Für viele bildet ein Sprachkurs den Anfang, denn völlig ohne Deutschkenntnisse geht es kaum auf dem Arbeitsmarkt. Neben den Berliner Universitäten, Vereinen und kirchlichen Institutionen bieten die Volkshochschulen Deutschkurse auf unterschiedlichem Level an. Die VHS Kreuzberg bietet beispielsweise spezielle Deutschkurse, die auf die jeweiligen Nationalitäten abgestimmt sind.

Aber auch für Menschen mit nicht ausreichenden Deutschkenntnissen gibt es in Berlin die Möglichkeit, sich weiterzubilden: In fast allen Bezirken existieren Vereine und Projekte, die sich die berufliche Integration in Berlin lebender AusländerInnen zum Ziel gemacht haben. In Friedrichshain etwa der Verein „Gabriela Mistral“, der sich an spanisch sprechende Frauen aus Lateinamerika richtet und Computerkurse auf Spanisch anbietet.

Wer als MigrantIn Diskriminierung bei der Arbeitssuche und Arbeitsplatzvergabe entgehen möchte und Ideen und Energie hat, kann sich mit Selbstständigkeit versuchen: Existenzgründungsvorhaben von Migrantinnen werden unter anderem durch einjährige Fortbildungskurse der „Initiative selbstständiger Immigrantinnen“ (I.S.I.) unterstützt. Schwierig wird’s dann erst wieder mit dem Bankdarlehen. SABINE DICK