Kein Englisch, bitte!

■ Romantisch-seichte Songs: La India singt für all die Frauen, die treu sind

Ist die „Salsa romántica“ schuld daran, dass es in den meisten Salsothekas so monogam und heterosexuell zugeht? „Dieses Album ist für die Frauen, die treu sind“, schreibt La India zu ihrer jüngsten CD Sola. Larry Harlow, Salsa-Legende der 70er, sagte einmal: „Die romantische Salsa wurde von AIDS vorangetrieben. All diese Songs sind monogam, das Gegenteil von dem promiskuiden Scheiß, den wir erzählt haben. Fuck, suck and Mambo, das war unser Ding.“

Am Beginn von La Indias Karriere sah es auch nach fuck, suck, weniger nach Mambo aus. „Ich fühlte, die Leute wollte eine sexy Perfomerin, und ich gab ihnen das“ sagt die New Yorkerin puertorikanischer Abstammung über ihre Anfänge. Was sie später zur Salsa getrieben hat, darüber gehen die Meinungen auseinander. La India, die zuvor nie in Spanisch gesungen hatte, sah sich von ihrer Latina-Identität dazu berufen, mit Eddie Palmieri ein Album aufzunehmen. Ihr an Madonna orientiertes Organ mag auf Traditionalisten deplatziert gewirkt haben, aber genau das war es, was Anfang der Neunziger den urbanen US-Latinas und -Latinos die Identifikation mit dieser Musik leicht gemacht hat: Die romantische Art, die Verletzungen zu phrasieren. Müde die andere zu sein, Betrogene Unschuld, Lass mich zu Dir zurückehren: So lauten die Titel ihrer Songs, und so klingen sie auch. Dass man angesichts der grassierenen Latin-Pop Mania von La India in diesen Breitengraden noch wenig wahrgenommen hat, liegt wohl daran, dass sie ihre Ballladen nicht auf Englisch singt.

Christoph Twickel

heute, 20 Uhr, Deichtorhallen