Drei Pro Recht und Gesetz

Richter Schills Experten zur Verbrechensbekämpfung: Zwei wurden wegen illegalem Waffenhandel und Veruntreuung verurteilt  ■ Von Sven-Michael Veit

Wenn es um die Bekämpfung von Verbrechen geht, sieht sich Ronald Schill in vorderster Front. Deshalb hat der „gnadenlose Richter“ auch Kriminalitäts-Experten um sich geschart. Ein Vorstandsmitglied seiner vorige Woche gegründeten „Partei Rechtsstaatlicher Offensive“ (PRO) hat sich schon mal im illegalen Waffenhandel probiert, der Pressesprecher wurden wegen Veruntreuung verurteilt. Schill selbst muss sich am 18. September wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung und Körperverletzung vor Gericht verantworten: Ein Trio pro Recht und Gesetz.

Der 57-jährige Hamburger Kaufmann Franz-Josef Underberg, Beisitzer im Landesvorstand von PRO, wurde 1992 wegen der „Verabredung zur Vermittlung eines Vertrages zum Verkauf von Kriegswaffen“ vom Hamburger Landgericht zu einer Geldstrafe von 31.000 Mark verurteilt. Zusammen mit zwei Mitangeklagten hatte Underberg sich 1986 daran versucht, 17 US-Kampfhubschrauber und anderes Kriegsgerät in den Irak zu verkaufen. Bei einem Gesamtvolumen von knapp 213 Millionen Mark hofften der Hauptangeklagte aus der Magenbitter-Dynastie und seine beiden Kumpane auf eine erkleckliche Provision.

Der Deal war jedoch frühzeitig daran gescheitert, dass das Trio seine Offerte ausgerechnet einem Under-Cover-Agenten des US-Geheimdienstes CIA unterbreitet hatte: „Bemerkenswert dilettantisch“, befand die Große Strafkammer 27 und sah von Haftstrafen für „die Abenteurer und Möchtegerne“ ab.

Underberg, der jetzt für Schill und PRO Sponsoren akquiriert, möchte nur ungern daran erinnert werden. Gegenüber der tazhamburg behauptete er zunächst, es liege eine Verwechselung „mit einem entfernten Verwandten“ vor. Erst nach dem Hinweis, dass er zu einer öffentlichen Person geworden sei als Vorstandsmitglied einer Partei, die in Hamburg die Regierungsbeteiligung zu ihrem Ziel erklärt hat, räumte Underberg „die Sache von damals“ ein – und brach das Gespräch ab.

Pressesprecher von PRO ist der ehemalige NDR-Sportjournalist Rainer Koppke, der 1990 wegen Veruntreuung von Veranstaltungseinnahmen zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt wurde. Seitdem ist er als freiberuflicher Moderator, Journalist und Öffentlichkeitsarbeiter tätig – unter anderem für die Uwe-Seeler-Stiftung, die CDU-Rahlstedt und nun auch für Schill.

Anders als Underberg geht Medienprofi Koppke offensiv mit „dieser Dummheit von damals“ um. Ja, so sei es gewesen, er habe dafür gebüßt und sich inzwischen per polizeilichem Führunszeugnis bestätigen lassen, dass „dies Schnee von gestern ist“. Aber natürlich habe er dafür Verständnis, dass Journalisten nachfragten – jetzt, da er für eine Partei spricht, der die Bekämpfung der Kriminalität wichtigstes Anliegen ist.

Der Vorsitzende und Spitzenkandidat Ronald Schill selbst mochte der mehrfachen Bitte auf seiner Mobilbox um Rückruf bei der tazhamburg nicht nachkommen.