Ein Aufseher für Bush

Der Ölmanager Richard Cheney kandidiert als US-Vizepräsident – schön für die Ölindustrie

Vor ein paar Tagen noch hatte Bush versprochen, einen Vize zu nominieren, der die Wähler begeistert. Das tut nun Richard Cheney nicht direkt. Mit Cheney hat der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Bush Junior eher eine Gouvernante als einen Partner gefunden, eher einen Aufpasser der Familie aus dem Kreis der Vertrauten seines Vaters als einen Mitkämpfer, eher einen fähigen Bürovorsteher als die „sexy“ Ergänzung und das attraktive Alter Ego, das sich Präsdidentschaftskandidaten sonst meist aussuchen. Cheney wird keine zusätzlichen Wähler anlocken – er sorgt eher dafür, dass wirklich regiert wird, sollte Bush tatsächlich gewählt werden. Der demonstriert durch diese Nominierung, dass er zurück in die 80er-Jahre will und eine Restauration der Ära seines Vaters anstrebt.

Cheney, 59 Jahre alt, ist wie Bush Senior ein Mann des Öl-Business und war dessen Verteidigungsminister während des Golfkriegs. Er ist ein Washington-Insider und eine eher unauffällige Erscheinung. Seine konservativen Ansichten trägt er nicht auf dem Revers, womit er wenigstens keine Wähler verschreckt, wenn er schon keine anlockt. Bush hat Cheney in erster Linie gewählt, weil die Kompagnons, die er haben wollte (Colin Powell) oder aussuchen sollte (John McCain), abgesagt haben – oder weil die Partei Einspruch erhoben hat. Letzteres gilt vor allem für die populären Gouverneure von Pennsylvania und New York, die immerhin Stimmen gebracht, dafür aber einen Aufstand des rechten Flügels der Partei provoziert hätten: Beide Gouverneure treten für das Recht der Frau auf Abtreibung ein.

Cheney ist nicht nur der Aufseher aus dem Zirkel von Bush Senior – der Herzog von Alba, der dem Infanten Don Carlos vorgesetzt wird –; er hat vor allem selbst keine politischen Ambitionen. Sollte George W. Bush bei den Wahlen durchfallen, dann kann die Bush-Familie von Konkurrenten ungehindert den kleinen Bruder Jeb Bush, derzeit Gouverneur von Florida, zum nächsten Kandidaten für das Jahr 2004 aufbauen.

Cheney ist zufrieden mit seinem bisherigen Posten als Generaldirektor der Firma Halliburten, dem weltgrößten Provider von Ausrüstung und Dienstleistungen für die Ölförderung. Dank der Bush-Connection hat die Firma gute Geschäfte im Nahen Osten gemacht. Bush und Cheney im Weißen Haus garantieren das Primat der Ölinteressen – womit freilich Konflikte mit dem rechten Flügel der Republikaner programmiert sind. Denn Halliburten dürfte ein lebhaftes Interesse an der Aufhebung der Sanktionen gegen den Irak haben. PETER TAUTFEST