DAS KARTELLAMT ERMITTELT GEGEN DIE LEBENSMITTELKONZERNE
: Der permanente Preiskrieg

Das Bundeskartellamt fordert die großen Einzelhändler wie Aldi, Lidl oder Plus auf, zu eventuellen Dumpingpreisen Stellung zu nehmen. Das ist löblich, wird aber den Preiskampf nicht so schnell beenden. Schon seit mindestens einem Jahr haben die Wettbewerbshüter die Branche im Visier. Geändert hat sich nichts an den Tiefstpreisen. Die Großen wie Rewe, Edeka & Co verkaufen bestimmte Lockangebote billiger, als sie einkaufen, so der Verdacht. Damit sollen schwächere Konkurrenten wie Tengelmann oder Spar aus dem Geschäft gedrückt werden, die die Verlustverkäufe weniger lange durchhalten können.

So etwas ist im Ludwig-Erhard-Verständnis der Marktwirtschaft ein schlimmes Vergehen. Wer seine Marktmacht so nutzt, schadet langfristig dem Verbraucher. Denn wenn am Ende nur noch zwei oder drei Handelskonzerne übrig bleiben, werden die Preise wieder nach oben gehen. Die Lebensmittellieferanten werden außerdem erpressbar, weil sie ja nur noch an wenige Supermarktketten verkaufen. Ganz zu schweigen von den bei den verdrängten Firmen vernichteten Arbeitsplätzen.

Darüber lässt sich nun lange philosophieren. Hat nicht der Verbraucher Schuld, wenn er wie die überwiegende Mehrheit der Deutschen ausschließlich nach dem Preis schielt und nicht nach Ambiente oder Qualität? Wenn es den meisten Kunden im Sinne des Wortes Wurscht ist, wie die Lebensmittel erzeugt werden oder unter welchen Bedingungen Kleider oder Spielzeug so billig fabriziert werden? Oder sind die Konzerne die Schweine, weil sie mit Preisen um Kunden kämpfen?

Das Kartellamt kann solche durchaus wichtigen Aspekte jedoch nicht berücksichtigen. Bei den Wettbewerbshütern geht es in diesem Fall um Dumping, sonst um nichts. Und hier haben sie ein Problem, weil die wahren Einkaufspreise und die beim Konzern dann anfallenden Vertriebskosten für jedes einzelne Produkt detailliert gerichtsfest ermittelt werden müssten. Das dürfte kaum gelingen, was wiederum die Konzerne wissen. Die Preise werden also tief bleiben, so lange die Handelsketten das wollen. REINER METZGER