Reparatur Minuten vor Start

Black Box und Voice-Recorder der abgestürzten Concorde geben Auskunft: Ein kurz vor dem Start repariertes Triebwerk brannte. Doch der Pilot konnte nicht mehr abbremsen

PARIS taz ■ Schuld war das Triebwerk Nummer zwei. Eines von vieren, das das Überschallflugzeug Concorde auf seine Reisegeschwindigkeit von 1.500 Stundenkilometern bringt. So viel schien gestern festzustehen, nachdem die in den Trümmern am Ende der Startbahn des Flughafens von Roissy gefundene Black Box und der Voice-Recorder abgehört worden waren. 56 Sekunden nach dem Beginn des Startmanövers teilte der Tower dem Piloten von Flug AF4590 mit, dass sein Flugzeug einen Feuerschweif hinter sich herzog. „Panne in Triebwerk Nummer zwei“ kam aus dem Cockpit zurück. Doch für ein Abbremsen der Maschine war es zu spät. Warum das Triebwerk brannte und warum sich der Schaden von dort aus in Sekundenbruchteilen auf das ganze Flugzeug ausweitete, war gestern noch offen. Die Experten erwarten Antworten aus der voraussichtlich bis Ende dieser Woche dauernden Auswertung sämtlicher Daten und aus den Untersuchungen der Wrackteile. Eine Concorde kann, sobald sie auf der Startbahn 300 Stundenkilometer erreicht hat, nicht mehr anhalten. Allerdings kann sie normalerweise auch mit nur drei funktionierenden Triebwerken abheben, stimmen Techniker und Piloten überein. In einem solchen Fall muss der Pilot in die Höhe gehen, um manövrieren zu können.

In Triebwerk zwei des Air-France-Fluges Nummer 4590, der am Dienstagnachmittag bei Roissy verunglückte, war wenige Minuten vor dem Start noch ein Ersatzteil eingebaut worden, weil der Gegenschub nicht funktionierte. Das Teil war einer parkenden Concorde entnommen worden. Die von der Besatzung verlangte Intervention im letzten Moment hatte den Start um 30 Minuten verzögert. Air-France-Verantwortliche erklärten in Paris, zum gegenwärtigen Stand der Ermittlungen sei es „nicht möglich zu sagen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Intervention und dem Brand in Triebwerk Nummer zwei gebe.“

DOROTHEA HAHN