Ökos sehen Trennproblem

Umweltverbände fordern Konsequenzen aus dem Warentest-Ergebnis: zusammenhängende gentechnikfreie Anbauflächen und niedrigere Grenzwerte

BERLIN taz ■ Einen Tag, nachdem die Stiftung Warentest bekannt gegeben hat, dass ein Drittel der von ihr getesteten Lebensmittel gentechnisch veränderte Zutaten enthielt, wurde gestern nach praktischen Konsequenzen gesucht.

Ralf Ahlfeld vom Bioland-Verband zeigte sich verärgert über die „Politik des Vermischens“, die von der konventionellen Lebensmittel-Industrie betrieben werde. Es gebe in ganz Deutschland nur etwa ein Dutzend größere Ölmühlen – und keine, die ausschließlich Bio-Ware verarbeite. Da niemand wisse, ob vielleicht gerade die vorhergehende Charge Gentechnik-Ware war, könne es dazu kommen, dass Spuren davon im Bio-Produkt landeten – dessen Hersteller müssten deswegen aufwändige Untersuchungen durchführen. „Das müssen die Verursacher bezahlen“, forderte er.

Monika Rhein vom BUND sieht auch die Bio-Produzenten in der Pflicht. Wer ein Produkt als garantiert gentechnikfrei verkaufen wolle, müsse eben die ersten Liter einer Öl-Charge abschreiben. Doch auch damit sei nicht zu garantieren, dass wirklich keine Gen-Ware im Bioladen landet. Denn ein Problem liege darin, dass gentechnische Veränderungen sich auskreuzen könnten. So könnte ein Bio-Bauer, der nicht weiß, dass sein Nachbar Gen-Mais anbaut, plötzlich die unerwünschten Erbinformationen in seinem Mais haben. „Die Testergebnisse zeigen, dass Gentechnik nicht zurückzuholen ist“, sagte sie. Notwendig seien nun zusammenhängende gentechnikfreie Flächen und die Bekanntmachung von Gen-Feldern. Nur so lasse sich eine Durchseuchung mit artfremden Genen verhindern.

Probleme sieht der BUND ebenso wie der Bioland-Verband bei der Frage, was überhaupt als „gentechnikfrei“ zu bezeichnen ist. Der einzelne Bauer könne oft gar nicht mehr sicher sagen, ob seine Ware wirklich keine manipulierten Erbinformationen enthalte. Beide Verbände fordern deshalb, das Siegel „ohne Gentechnik“ so zu definieren, dass der Produzent nachweisen muss, dass er an keiner Stelle, vom Saatgut bis zur Verarbeitung, Gentechnik eingesetzt hat.

Verärgerung gab es über den Umgang einzelner Hersteller mit dem Gentechnik-Problem: „Der Grenzwert soll die schützen, die alles tun, was in ihrer Macht steht, und nicht als Grenzwert für Schlamperei dienen“, beschwerte sich Rhein. Denn wenn gentechnische Verunreinigungen zufällig in das Produkt gelangt sind und der Anteil unter einem Prozent liegt, muss der Gentechnik-Einsatz nicht gekennzeichnet werden.

Australien und Neuseeland haben unterdessen am Freitag eine Grenze von 0,1 Prozent beschlossen. Das ist genau der Wert, den der BUND fordert.

MATTHIAS SPITTMANN