Briten wollen klonen

Regierung wird „therapeutisches“ Klonen, nicht jedoch das Baby-Klonen, voraussichtlich zulassen. Forscher drohen, sonst in die USA abwandern

DUBLIN taz ■ Lord Sainsbury, Britanniens klonfreudiger Wissenschaftsstaatssekretär, machte gestern einen halbherzigen Rückzieher: Eine endgültige Entscheidung über das Klonen menschlicher Embryonen sei noch nicht gefallen (siehe taz von gestern). Sainsbury hatte am Samstag erklärt, der „potenzielle medizinische Nutzen aus dieser Forschung überwiegt alle anderen Erwägungen“. Britische Wissenschaftler könnten so eine führende Rolle in der Gentechnik erobern.

Das britische Gesundheitsministerium ist jedoch skeptisch. Ein Sprecher sagte, man sei nicht besonders begeistert von solchen Experimenten, weil religiöse Organisationen dagegen Sturm laufen würden. Tom Horwood, der Sprecher der katholischen Kirche, sagte am Sonntag bereits: „Wir sind grundsätzlich gegen diese Entwicklung, bei der menschliches Leben nur zum Klonen geschaffen wird. Ein menschlicher Embryo ist menschliches Leben.“

Dennoch wird die Regierung den Forderungen der Wissenschaftler wohl nachgeben. Britanniens Wissenschaftler sind auf die Regierung nicht gut zu sprechen, da ihnen eine Entscheidung über das Klonen schon vor sechs Monaten versprochen worden war. Viele drohen, in die USA zu gehen, wo das Embryonenklonen erlaubt ist.

Der wissenschaftliche Sprecher der Liberalen Demokraten, Evan Harris, warf der Labour-Regierung „politische Feigheit“ vor. Liam Fox, der Gesundheitssprecher der Tories, warf Sainsbury dagegen vor, die „komplexen ethischen Bedenken“ einfach vom Tisch zu wischen. Außerdem habe er es vernachlässigt, die anderen Parteien wie versprochen zu Rate zu ziehen.

Dem Gesundheitsministerium, wie auch Lord Sainsbury, liegt seit sechs Wochen ein Untersuchungsbericht des Chefmediziners der Regierung, Liam Donaldson, vor. Der Bericht soll in zwei Wochen veröffentlicht werden. „Dann werden wir natürlich auch eine Stellungnahme der Regierung abgeben“, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums. Eine endgültige Entscheidung wird aber erst im September fallen.

Ruth Deech, die Vorsitzende der Behörde für künstliche Befruchtung und Embryologie, unterstützt die Forschung, solange der Bereich eng umgrenzt sei: „Niemand will reproduktives Klonen, also das Klonen von Babys, aber in der ganzen Welt wächst die Erkenntnis, dass therapeutisches Klonen von Embryos nichts Böses, sondern im Gegenteil von Nutzen wäre.“ Ziel der Forschung müsse die Herstellung neuer Zellen sein, um Menschen mit Krankheiten wie Parkinson, Huntington, Alzheimer und Krebs sowie nach Verbrennungen zu helfen. „Jeder Schritt wird von uns kontrolliert, diese Befugnis ist gesetzlich garantiert. Wir vergeben Lizenzen, können sie aber auch wieder entziehen.“

Denkbar ist theoretisch auch, Zellen von geklonten Embryos in einer Genbank zu lagern und sie dann später zur Zucht von Ersatzorganen zu nutzen. Aus Embryozellen kann im Prinzip jede Art von Gewebe gezüchtet werden. RALF SOTSCHECK