Der Interimsrepräsentant

Mordechai Levy, Israels neuer Botschafter in Berlin, ist ein Mann der kargen und knappen Antwort

Der Mann ist vorsichtig, sehr vorsichtig. Äußerungen zur israelischen Innenpolitik sind Mordechai Levy kaum zu entlocken und wenn, dann nur „unter drei“ – also nicht zitierfähig. Auch dann gibt es keine Enthüllungen: „Schas ist Teil des politischen Spiels in Israel“, sagt Levy. Und die Nichtwahl von Schimon Peres zum israelischen Präsidenten sei der „Wille des Parlaments“.

Der seit Anfang des Monats amtierende 52-jährige Repräsentant Israels in Deutschland weiß, warum er sich zurückhält: Seinen populären Vorgänger Avi Primor kosteten despektierliche Äußerungen über die rechtsorthodoxe Schas-Partei im vergangenen August das Amt. Levy will solche Fehler nicht wiederholen. Nicht einmal ein aussagekräftiges Statement ist ihm zu entlocken, warum der Posten des israelischen Botschafters in Deutschland fast ein Jahr brachlag. „Ich weiß es nicht“, lautet die Antwort bei seiner von ihm als „Vorstellungsgespräch“ deklarierten Pressekonferenz – und niemand glaubt sie.

Levy kennt Deutschland. Von 1976 bis 1981 war er zweiter Botschaftssekretär für Presse und Information in Bonn, von 1991 bis 1994 Generalkonsul in Berlin. Dazwischen war er Botschafter in Bangkok. „Persönlich freue ich mich, wieder in Berlin zu sein“, erklärt der Botschafter in fließendem Deutsch, und überhaupt sei Deutschland „der wichtigste Posten Israels“ in Europa. In Berlin habe er als „Zeitzeuge“ die Wende erlebt, und hier werde noch viel passieren, parliert Levy. Das „geografische Zentrum“ des Landes aber macht Levy weiterhin in Frankfurt und Nordrhein-Westfalen aus.

Das Verhältnis zu deutschem Außenministerium und Kanzleramt könne „besser nicht sein“, sei sogar „von einer gewissen intimen Natur“, weiß Levy schon nach drei Tagen in Deutschland zu berichten. Die Bemühungen, den Rechtsextremismus zu bekämpfen, ließen „nichts zu wünschen übrig“. Mit deutschem „Nationalgefühl“ hat der Botschafter kein Problem, so lange es „maßvoll“ bleibt. „Das deutsche Selbstverständnis sollte stärker sein. Auch in seiner nationalen Ausprägung“, erklärt der Berufsdiplomat erstaunten Journalisten. Dabei recherchieren die gerade über den erstarkenden Rechtsextremismus und zu Tode geprügelte Ausländer im Lande.

Ob er Sorgen um die Sicherheit jüdischer Einrichtungen in Deutschland habe? „Nicht mehr als sonst.“ Es folgen ein unverbindliches, aber erlösendes Lachen und die Frage, wie lange er als Interimsbotschafter in Berlin tätig sein und wer dann wirklich Botschafter werde. Die Antwort kommt wieder lächelnd: „Ich weiß es nicht.“

THOMAS DREGER