Herkules, der Rasenmääher

Großgärtner können Schafe zum Rasenmähen mieten. Zwei Schafe müssen es mindestens sein, eins allein mäht nix. Noch Arbeitsschafe gesucht

MÜNCHEN taz ■ Schafe als Rasenmäher vermittelt der Naturschutzbund (Nabu) Baden-Württemberg an Gartenbesitzer. Mindestens zwei Schafstärken muss der Garten allerdings schon ein paar Tage lang ernähren können, ein Schaf allein würde nämlich aus lauter Einsamkeit nur blöken und nicht mähen. Hat ein Garten weniger als 1.000 Quadratmeter, ist er zu klein für die Schafe, so die Erfahrung von Schäferin Nathalie Ketterle aus Hattenbach im Landkreis Göppingen. Sie ist eine von zwölf SchäferInnen, die schon 1999 im Rahmen der Nabu-Aktion einen Teil ihrer Schafe vermietet haben.

Die Schäferin bringt den Elektrozaun mit, mäht mit der Sense nach, was die Schafe nicht gefressen haben und schaut jeden Tag ein- bis zweimal nach den Schafen: „Das kommt auch immer auf die Leute an, aber beim ersten Mal, wenn einer keine Erfahrung mit den Schafen hat, da komm ich zweimal am Tag.“ Der Gartenbesitzer zahlt dafür ungefähr drei Pfennig pro Quadratmeter, der Preis hängt auch vom erforderlichen Aufwand ab. Liegt der Garten zum Beispiel weiter als zehn Kilometer von der eigentlichen Herde entfernt, rechnet sich für den Schäfer die Arbeit mit der Extra-Ausleihherde auf keinen Fall.

Giftige Pflanzen wie Liguster, Eibe oder Thuja sollten auf der Fläche nicht wachsen. Salatköpfe und Blumenbeete fressen die Schafe auch: „Die machen keinen Unterschied zwischen Gras und Salat“, deswegen sollten sich auch schützenswerte Gewächse nicht mitten in der Weide befinden. „Die fressat des ab, ond dann isch der Fall erledigt.“

Rentner Emil Grötzinger aus Plienshart, einem Nachbarort von Hattenbach, ist mit der Arbeit „vom Vetter und seinen Damen“ – so nennt er Nathalie Ketterles Bock Herkules und die Schafe – sehr zufrieden. Ganz früher hatte er selber Schafe, dann hat er seinen Garten zwei Jahre lang mit der Hand gemäht und das Gras einem Bauern gebracht. Jetzt lässt er mähen und määhen.

Die andere Schafarbeitsgruppe von Nathalie Ketterle weidet gerade die Obstwiese einer Familie ab. Damit sich die Kinder möglichst lang an den Schafen freuen können, sind in dieser Kolonne nur vier kleine Schafe. Die brauchen dann länger, bis das Grundstück fertig ist. Dabei gibt es derzeit furchtbar viel zu tun: Nathalie Ketterles Mähkolonnen haben bis Ende Juli keinen Termin mehr frei.

Im vergangenen Jahr hat der Nabu Baden-Württemberg 30 Gartenbesitzern Schafe vermittelt, die nach Auskunft von Uwe Haller vom Nabu fast 20 Hektar abgegrast haben. Das Interesse der Gartenbesitzer sei groß, leider finden sich nicht genug Schäfer, die bei der bundesweit bisher einmaligen Aktion mitmachen, bedauern die Naturschützer. Die Gartenbesitzer haben abgesehen von der netten Gartengesellschaft, der positiven Ökobilanz – die Schafe brauchen keinen Sprit (der Schäfer schon, deswegen sollten die Entfernungen möglichst kurz sein) und keinen Strom und machen nicht so viel Krach wie ein herkömmlicher Rasenmäher – noch einen weiteren Vorteil: Die Schafe mähen und düngen gleichzeitig. USCHI KLEMENT

Der Nabu hat für Interessenten in Baden-Württemberg eine „Lebendige-Rasenmäher“-Info-Hotline eingerichtet: (0 71 53) 8 25 06-12