Akzeptanz ja, Diffamierung nein – Schwule und Lesben demonstrieren gegen Merkel

Sie gilt in homosexuellen Kreisen derzeit als Heuchlerin ohne Rückgrat, die um populistischer Parolen willen den Dialog meidet: Die Unionsvorsitzende Angela Merkel. Mit einer Demo vor der CDU-Bundeszentrale wehrten sich gestern Vormittag Homosexuelle gegen den Slogan „Akzeptanz ja, ‚Ehe‘ nein“, mit dem Merkel Stimmung gegen die rot-grünen Gesetzespläne macht. „Wir wollen die wohlmeinenden Kräfte innerhalb der CDU ansprechen. Längst nicht alle sind so engstirnig“, sagte Michael Schmidt vom Lesben- und Schwulenverband in Deutschland. Angela Merkel solle ihre Kampagne sofort stoppen. Seine Verbandskollegin Halina Bendkowski sagte: „Politiker müssen gegenüber den Rechten ein klares Zeichen setzen, dass Homosexuelle mitten in der Gesellschaft stehen.“ Ihre Mitdemonstranten dachten ähnlich: „Merkel hat wohl Angst um ihre Position in der Partei und ist nicht mehr zum offenen Gespräch bereit“, sagte Lisa Schmidt. Der Begriff „Toleranz“ gehe ihr nicht weit genug: „Wir wollen akzeptiert und nicht nur geduldet, erduldet werden.“ Demonstrant Torsten Kowalski hält zwar wenig von der Homo-Ehe – „weil ich gegen die staatliche Regulierung von kinderlosen Partnerschaften jeder Art bin“. Noch weniger aber hält er von der Wortwahl, mit der zur Zeit Homosexuelle diffamiert würden, „als hätten wir eine seltsame Krankheit“. Die Demo gipfelte in einem Treffen mit Willi Hausmann, dem Bundesgeschäftsführer der CDU. Er hielt an der Position der Union fest: Die rechtlichen Benachteiligungen homosexueller Paare müssten beseitigt werden, ohne sie als gleichwertig zur Ehe einzustufen. Dennoch – zum intensiven Gespräch müsse die Union bereit sein. Diese Dialogbereitschaft wertete Verbandssprecher Schmidt schon als Teilerfolg: „Es gab Zeiten, in denen Lesben- und Schwulenverbände als Diskussionspartner für die Union nicht in Frage gekommen wären“. COS FOTO: ROLF ZÖLLNER