Die Einsatzfreudige

Zivilcourage gegen rechts (3): Uta Leichsenring, engagierte Polizeipräsidentin in Brandenburg

Wenn es um rechtsextremistische Übergriffe geht, ist schnell von Brandenburg die Rede. Aber es gibt auch Lichtblicke in diesem Bundesland: eine Polizeipräsidentin namens Uta Leichsenring zum Beispiel, die nicht nur als Amtsperson unnachgiebig gegen rechtsradikale Straftäter vorgeht, sondern sich auch als Bürgerin für Toleranz und Sicherheit engagiert. Seite an Seite mit den Autonomen hat die 50-jährige Polizeipräsidentin von Eberswalde, Barnim und Uckermark nach dem Tod eines Punks gegen die Gewalt demonstriert.

Die aus der Bürgerbewegung der DDR kommende Ökonomin war im November 1991 gerade Polizeipräsidentin geworden, als der Angolaner Antonio Amadeu in Eberswalde von Neonazis erschlagen wurde. Seither wird Eberswalde den Ruf nicht los, ein Zentrum rechtsradikaler Gewalt zu sein. Ein konsequenter Verfolgungsdruck der Polizei unter Führung der resoluten Uta Leichsenring hat aber dazu geführt, dass die Aktivitäten der rechten Szene in der Kreisstadt zurückgegangen sind.

Bei einem Zuständigkeitsbereich, der größer als das Saarland ist, sind Leichsenrings Beamte auf die Mithilfe der Bürger angewiesen. Weil die aber lieber weggucken, wenn ein Asylbewerber auf der Straße angegriffen wird, hat die Polizeipräsidentin die Bevölkerung im Frühjahr 1999 in einem offenen Brief zu mehr Zivilcourage aufgerufen: „Schütteln Sie die Angst ab! Lassen Sie sich nicht einschüchtern! Setzen Sie ein Signal!“

Für ihr Engagement ist Leichsenring im vergangenen Sommer mit der Theodor-Heuss-Medaille geehrt worden. Zur Begründung hieß es, die Polizeipräsidentin habe sich weit über ihre beruflichen Aufgaben hinaus beispielgebend und mit hohem persönlichem Mut gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit eingesetzt.

Ermutigt durch die Tatsache, dass es erste Ansätze für ein Umdenken gibt, macht Leichsenring weiter. Nach Feierabend, wenn andere Polizeipräsidenten längst auf dem Tennisplatz sind, beteiligt sie sich an kommunalen Arbeitsgruppen und initiiert neue Bündnisse gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Bei den Rechten ist die 1,65 Meter große Polizeichefin schon so verhasst, dass sie „die Linke“ im Internet aufgefordert haben, ihren Stuhl zu räumen.

Das könnte schon bald der Fall sein. Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) will die Zahl der brandenburgischen Polizeipräsidien verkleinern. Damit könnte der Law-and-Order-Mann Schönbohm die eigenwillige Polizeipräsidentin elegant loswerden. Nicht nur für die Region wäre das ein fatales Signal.

PLUTONIA PLARRE