Herzilein, du sollst kein Nazi sein

Von den Wildecker Herzbuben bis zum Zentralrat der Juden: Aufruf zu gemeinsamem Bündnis gegen rechts. Bürger sollen „Gesicht zeigen“. Cohn-Bendit: Einwanderung akzeptieren

DÜSSELDORF/BERLIN taz ■ Im Kampf gegen den Rechtsextremismus sollen die Staatsbürger „Gesicht zeigen“. Das ist Ziel und Titel eines Bündnisses gegen rechts, das gestern der Sprecher der Bundesregierung, Uwe-Karsten Heye, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, und dessen Stellvertreter Michel Friedman in Düsseldorf vorstellten.

Heye zufolge erklärten sich bereits „Dutzende“ von Prominenten zur Mitarbeit in dem Bündnis bereit, darunter die Wildecker-Herzbuben („Herzilein, du musst nicht traurig sein ...“) und Marius Müller-Westernhagen, die Schauspielerin Veronica Ferres, SFB-Intendant Horst Schättle, Fernsehmoderator Günther Jauch und zahlreiche Sportler. Abgesagt hatte hingegen „Big Brother“-Star Zlatko.

Der Europaabgeordnete der französischen Grünen, Daniel Cohn-Bendit, verlangt in der taz deutliche Worte der deutschen Politiker für eine Einwanderung. Nur so würden rechtsradikale Mentalitäten verändert: „Herr Schröder, Herr Fischer, Herr Gysi, Frau Pau, Herr Westerwelle und Herr Stoiber müssen gemeinsam Kundgebungen in Hoyerswerda, in Nordrhein-Westfalen und in Bayern geben und nur ein Konzert abliefern: Deutschland hat Einwanderung, Deutschland braucht Einwanderung, Deutschland wird Einwanderung haben“, so Cohn-Bendit.

Michel Friedman betonte in Düsseldorf, das Thema Rechtsextremismus sei in der Vergangenheit nicht ernst genommen worden. Längst herrsche eine Stimmung, bei der „nicht mehr nur wenige“ die ausländerfeindlichen und antisemitischen Motive der Täter nachvollziehen könnten. Er fände es beschämend, sagte Friedman weiter, dass „mehr Menschen für die Rechte der Hunde als für die Rechte der Menschen“ demonstriert hätten. Auch der Präsident des Zentralrats, Paul Spiegel, nannte die derzeitige Situation „unerträglich“. Er forderte, ein Fachgutachten über die Möglichkeit eines NPD-Verbots zu erstellen.

Für die Bürgeraktion „Gesicht zeigen“ sollen weitere Meinungsführer aus allen Bereichen der Gesellschaft gewonnen werden. Die Prominenten sollen sich vor Ort in Streitgesprächen mit dem Rechtsextremismus auseinander setzen. MM

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