Bezirk entmachtet

Der Senat setzt die Bebauung des letzten freien Platzes an der Friedrichstraße gegen Baustadtrat von Mitte durch

Der letzte öffentliche Platz an der Friedrichstraße soll gegen den Willen des Bezirks Mitte bebaut werden. Der Senat beschloss gestern, dem Bezirk die Aufstellung des Bebauungsplans für das Grundstück vor dem Hotel „Unter den Linden“ zu entziehen. Damit kann Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) auch an dieser Stelle seine Vorstellung von einer geschlossenen Blockrandbebauung durchsetzen. Der Baustadtrat von Mitte, Thomas Flierl (PDS), will dagegen einen Teil des landeseigenen Grundstücks als Stadtplatz erhalten.

Das Land kann sich über die Wünsche des Bezirks hinwegsetzen, wenn dem betreffenden Gelände eine „außergewöhnliche stadtpolitische Bedeutung“ zukommt. Das ist nach Ansicht des Senats bei der Ecke Friedrichstraße/Unter den Linden als „markantem Punkt im Berliner Stadtbild“ der Fall. Es sei „zu erwarten, dass sich an diesem Schnittpunkt von Kultur und Kommerz auch hochwertige internationale Nutzungen wie zum Beispiel ein Medienzentrum ansiedeln werden“.

Die City Media Consult GmbH, die bereits eine Kaufoption erworben und ein Konzept für ein solches Medienzentrum vorgelegt hatte, soll zunächst aber nicht zum Zuge kommen. Stattdessen wird die Finanzverwaltung das Grundstück, dessen Verkehrswert bei 53 Millionen Mark liegt, öffentlich ausschreiben. Zu den Interessenten zählt die Deutsche Interhotel Holding, die bereits das angrenzende Hotel „Unter den Linden“ betreibt. Das im Stil der DDR-Moderne erbaute und 1966 eröffnete Hotel, das Gäste mit Billigpreisen ab 99 Mark pro Nacht lockt, soll abgerissen werden. Das Gelände zwischen Charlotten- und Friedrichstraße soll komplett neu bebaut werden. Nach den Vorstellungen der Senatsverwaltung könnte ein öffentlicher Platz dann im Innern eines solchen Komplexes neu entstehen. RALPH BOLLMANN