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IWF-CHEF HORST KÖHLER VOR NEUEN ERKENNTNISSENReisen bildet

Der Chef des Internationalen Währungsfonds, Horst Köhler, hat gesprochen. Neu war es nicht, schon vor Monaten war er für eine Konzentration des IWF auf „Kernkompetenzen“, für mehr Transparenz und mehr Überwachung. Dann ist er eine Weile durch die Welt gegurkt, vermutlich von einem Fünf-Sterne-Hotel zum nächsten. Jetzt ist Köhler wieder da und immer noch derselben Meinung. Er hat also auf der Reise nichts dazugelernt.

Das ist wirklich schade, denn nach 50 Jahren Existenz sollte der IWF und mit ihm seine Chefs mal was gelernt haben, statt alle Jahre mit Bedauern und hohem Gehalt wieder festzustellen, dass das letzte Rezept zur Krisenverhinderung und Armutsbekämpfung wohl doch nicht so gut war. In der Geschichte von IWF und Weltbank wechseln die Modelle der Lösungen schneller als Modefimmel. Mal ist es Armutsbekämpfung, mal Institutionenförderung, mal sind es freie Wechselkurse. Mal soll der Kapitalverkehr liberalisiert werden, das war die letzte Idee, jetzt denken sie drüber nach, ob das so gut war. Was bleibt, ist, dass der Nutzen der Maßnahmen und der Globalisierung hochgespielt wird, die Kosten aber herunter. Die Globalisierung, so Köhler, ist gut, man muss nur dafür sorgen, dass sie mehr Menschen erreicht. Das erinnert an den Spruch des Ökonomen John Maynard Keynes, der auf die Behauptung eines Zeitgenossen, langfristig würden alle profitieren, spöttelte: „In the long run we are all dead.“

Köhlers Hinweis, das florierende Weltwirtschaftswachstum sei auf die US-Ökonomie zurückzuführen, und da könne man mal sehen, wie ein erfolgreiches Konzept aussieht, ist ein weiteres Beispiel für wechselnde Moden. Das letzte Mal waren die Gepriesenen die asiatischen Länder, aber die eignen sich im Moment nicht, weil sie sich vom letzten Crash erholen müssen. Japan übrigens hat sich in die Top Ten vorgearbeitet, indem es nicht sofort jeden Liberalisierungsquatsch mitgemacht hat. Aber die Japaner eignen sich zur Zeit auch nicht als Vorbild, bei denen wackelt es auch.

Eine wirkliche Reform hat Köhler also nicht im Paket, wenn er nach Prag reist. Trotzdem ist anzunehmen, dass er auf dieser Reise etwas Neues lernen wird: wie Protest aussieht. MAIKE RADEMAKER

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