IWF-Chef Köhler stellt Konzept vor

Chef des Internationalen Währungsfonds redet lange über Reformen, aber nicht über Details. Vorgänger Camdessus nun reuig bei Schuldenkampagne des Vatikans. G-7-Finanzminister fordern höhere Gebühren von armen Kreditnehmern

von MAIKE RADEMAKER

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in seiner Vergangenheit Fehler gemacht und muss sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren. Mit dieser Position trat am Montag der seit Mai amtierende Chef des IWF, Horst Köhler, in Washington an die Öffentlichkeit. Es war die erste längere Erklärung Köhlers seit seinem Amtsantritt und nach einer Reise durch zahlreiche Mitgliedsländer des IWF. CDU-Mann Köhler war vorher Chef der Osteuropa-Bank.

„Ich glaube wirklich, dass der Fonds in der Vergangenheit überzogen hat und sich neu konzentrieren muss. Im Mittelpunkt muss eindeutig die Pflege von makroökonomischer Stabilität und Wachstum stehen, indem der IWF eine gesunde Währungs-, Finanz und Wechselkurspolitik seiner Mitgliedsländer fördert“, sagte Köhler. Er setze sich für eine klarere Aufgabenteilung zwischen Weltbank und IWF ein. Demnach ist die Armutsbekämpfung vornehmlich Aufgabe der Weltbank, die des IWF die Verhinderung von Krisen und das Management von Krisen. Dazu sei eine stärkere Überwachung der Länder notwendig, wofür der IWF mehr Informationen aus den Ländern brauche.

Wie das im Detail zu erreichen ist, dazu äußerte sich Köhler so kurz vor der IWF/Weltbanktagung in Prag im September nicht. Mit seiner Haltung, die er zuvor schon ähnlich erläutert hat, will Köhler offensichtlich vor allem Profil gegenüber seinem Vorgänger Michel Camdessus gewinnen. Dem wird vorgeworfen, dass er den IWF in zu viele Aufgaben verzettelt hat.

Bevor Köhler seine Ideen in Prag erklärt hat, muss er schon Versuche der G-7-Finanzminister abwehren, Reformen durch die Hintertür und an ihm vorbei einzuführen. Die hatten vorgeschlagen, Kredite für arme Länder zu verteuern – mit dem Argument, durch die höheren Rückflüsse käme dann auch mehr Geld zum Ausleihen in den Fonds. Gleichzeitig hätte das allerdings die Anzahl der Antragsteller reduziert. Das möchte auch Köhler, der nicht „immer mehr Ländern noch mehr Programme auflegen“ will. Mit welchen Methoden Köhler dieses Ziel erreicht, will er aber offensichtlich selbst bestimmen und kritisierte entsprechend den G-7-Vorschlag.

Gleichzeitig stellte Köhler in Washington die weltweiten Wachstumsprognosen vor. Die Bruttosozialprodukte sind nach seinen Worten von 4,2 Prozent im April dieses Jahres auf 4,75 Prozent gewachsen. Der Motor des Wachstums sei vor allem die US-amerikanische Wirtschaft.

Während Köhler sich langsam an seine Chefrolle gewöhnt, hat seinen Vorgänger Michel Camdessus eine späte Reue erfasst. Wie die Financial Times gestern meldete, ist der überzeugte Katholik Camdessus Mitglied einer Gruppe des Vatikan geworden, die sich für einen Schuldenerlass bei den ärmsten Ländern einsetzt. Die Kampagne richtet sich gegen IWF und Weltbank, denen die armen Länder einen Großteil der multilateralen Schulden in Höhe von 304 Milliarden Dollar zurückzahlen müssen.

Weltbank: www.imf.org (Website gestern nicht erreichbar)

kommentar SEITE 11