Hau auf die Dose!

■ Mehr als alte Freunde Steve Reichs: Bang On A Can auf Kampnagel

Das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) gibt sich gelegentlich einen innovativen Anstrich, und neben anderen unterstreicht das dieses Jahr die Verpflichtung von Bang On A Can. Mit drei Veranstaltungen wollen die New Yorker zeitgenössische amerikanische Musik so präsentieren, dass sie Spaß macht.

Thema der „Comic Book Opera“ The Carbon Copy Building etwa ist das Leben in zwei identischen Gebäuden, in einem reichen Viertel und einem armen Stadtteil. Michael Gordon, David Lang und Julia Wolfe schrieben das Werk, basierend auf Zeichnungen des Comic-Autors Ben Katchor. Verwoben mit dessen projizierten Comics setzen vier SängerInnen die Geschichte in Szene, unterstützt von E-Gitarre, Percussion, Keyboards/Samplern und Klarinetten.

Ganz anderes erwartet das Publikum beim „American Remix“: Mit den Bang On A Can All-Stars treten DJ Spooky und Nobukazu Takemura auf und bearbeiten in ihren Sets Musik der Minimalisten Steve Reich und Philip Glass. Das Publikum darf nicht nur tanzen, es ist ausdrücklich erwünscht.

Vor dreizehn Jahren organisierten Gordon, Lang und Wolfe den ersten „Bang On A Can Marathon“ in New York. Komponisten wie Steve Reich, Milton Babbit und Pauline Oliveros kamen zusammen, um Stücke aufzuführen, untereinander und mit dem Publikum zu diskutieren – und mit neuer Musik Spaß zu haben. Das war so erfolgreich, dass der Marathon seitdem jährlich an wechselnden Orten organisiert wird.

Am Sonntag wollen die gut 30 MusikerInnen des Ensemble Modern, der Bang On A Can All-Stars und anderer Gruppen stolze acht Stunden zu einem Rund-um-Schlag auf zeitgenössische Musik ausholen – und dabei so manche Genre-Grenze verwischen.

Sven Tietgen

The Carbon Copy Building : heute und morgen, jeweils 20 Uhr, Kampnagel k6; American Remix :Samstag, 22 Uhr, Club N+K; Bang On A Can Marathon : Sonntag, 16 Uhr, Kampnagel k6