Im Treckwagen nach Ostpreußen

■ Ein Bremer Maler auf den Spuren seiner Weltkriegs-Vergangenheit

Bremen/Galkowo/Masuren – Einen Urlaubstraum besonderer Art hat sich in diesem Jahr der Bremer Malermeister Gerhard Mischke erfüllt. Zusammen mit seiner Frau befuhr der 66-Jährige mit einem Pferdewagen den gleichen Weg zurück nach Ostpreußen, den er im Januar 1945 als Zehnjähriger mit seinen Eltern bei der Flucht nach Westen zurückgelegt hatte. Das Unternehmen scheiterte nur wenige Kilometer vor dem Heimatort Böttchersdorf im heute russischen Teil des ehemaligen Ostpreußen an der Bürokratie der Grenzbehörden. Die verlangten zu den üblichen Papieren eine Importgenehmigung für die Pferde.

Doch abgesehen von den letzten Kilometern von Preußisch Eylau (heute Bagrationowsk) nach Böttchersdorf (heute Sewskoje) haben die Mischkes den Treck in umgekehrter Richtung geschafft. Mit ihren beiden Pferden, der Kutsche und einem kleinen Wohnwagen warteten sie gestern auf einem Gestüt in Masuren auf einen Großtransporter zurück nach Bremen.

Drei Wochen und einen Tag brauchte das seltsame Gespann bis nach Preußisch Eylau. 1945 dauerte die Flucht vier Wochen. Die Mischkes starteten in Bendingbos-tel, dem Ort, wo der Treck 1945 im Westen gelandet war. Besonders beeindruckt sind sie von den Menschen, denen sie unterwegs begegneten. Auch in Polen seien sie mit ihren Pferden überall freundlich aufgenommen worden. Am schlimmsten sei die Rücksichtslosigkeit der Autofahrer gewesen: „Die waren gefährlicher als die Tiefflieger damals.“

Fast zwei Jahre hatten die Vorbereitungen für das Unternehmen gedauert. Pferde und Kutsche wurden gekauft. Herr Mischke absolvierte einen Reitkurs und machte einen speziellen Führerschein für Kutschen. Die Pferde wurden trainiert. So konnten sie die Strapazen des Ostpreußentrecks durchhalten. Pferde und Wagen wollen die Mischkes auch nach ihrem Abenteuer behalten. Die wackeren Gäule werden bei einem Bauern nahe Bremen untergebracht. dpa