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Bienen nicht immer fleißig

■ Die Amerikanische Faulbrut unter Bremens Bienenvölkern weitet sich aus / Schuld war ein kaputtes Honigregal im Supermarkt / Jetzt müssen Bienen vergast werden

Was haben Bullterrier und Honigbiene gemeinsam? Beides sind seit kurzem meldepflichtige Haustiere. Allerdings ist die Honigbiene nicht zur Ersatzkampfmaschine ehemaliger Kampfhundehalter mutiert. Vielmehr sollen die fleißigen Honigproduzentinnen durch die neu eingeführte Meldepflicht vor sich selbst geschützt werden. Denn ihre friedvolle Existenz in Bremens Wiesen und Gärten ist in Gefahr.

Seit Juli wütet die Amerikanische Faulseuche in der Stadt (die taz berichtete). Hat sich ein Bienenvolk erst bei einem anderen mit dem Erreger angesteckt, wird die Brut von Sporen zersetzt und stirbt.

Um das Ausbreiten der Seuche zu verhindern, mussten jetzt bereits 24 Bremer Bienenvölker getötet werden. Ein Ende ist noch nicht in Sicht. Im Gegenteil: Das Veterinäramt stellte drei weitere Fälle von Amerikanischer Faulbrut in Bienenständen fest, die außerhalb der bestehenden Sperrbezirke liegen. Fazit: Die Gebiete, die sich am Flugradius der Tiere orientieren, müssen nach Angaben des Veterinäramtes erweitert werden. Etwa 30 Hobby-Imker mit insgesamt 200 Völkern in Seehausen, Lesum und Bremen Mitte/Ost sind nun zusätzlich betroffen, fürchten um das Wohlergehen ihrer pelzigen Honiglieferantinnen. „Wir müssen jetzt jedes einzelne Bienenvolk auf Sporenbefall untersuchen“, erzählt Dr. Friedrich Pohl vom Bremer Veterinäramt. Ist ein Volk tatsächlich infiziert, werden die kleinen Tierchen mit Schwefeldampf vergast, die Waben anschließend verbrannt. Pohl: „Das ist tragisch, dem wollen wir vorbeugen.“ Denn seiner Meinung nach geht es hier den Falschen an den Kragen. „Schuld an der Ausbreitung sind in den neu aufgetretenen Fällen unbedachte Zweibeiner“, weiß der Bienenexperte.

Tatort Bremen Ost: Ein Supermarkt in Mahndorf. Nachdem hier im vergangenen Herbst ein Regal mit ausländischem Honig zusammenbrach, beförderten die Mitarbeiter die klebrigen Überreste erstmal an die Luft. Und beschworen dadurch das Unheil herauf: Hunderte von hungrigen Honigbienen stürzten sich auf den süßen Nektar – der eine todbringende Gefahr barg: Sporen der Amerikanischen Faulbrut. „Hierbei handelt es sich um einen sehr seltenen Unfall“, so Pohl. Denn gerade ausländischer Honig ist meistens von den für Menschen ungefährlichen Sporen befallen.

Auch im zweiten Fall ist die Verbreitung der Seuche auf unachtsames Verhalten von Menschen zurückzuführen. So wanderte in Bremen Nord ein Hobby-Imker munter mit seinen unerkannt erkrankten Bienen von Wiese zu Wiese. Diese infizierten ein benachbartes Bienenvölkchen, deren Besitzer wiederum mit seinem Bruder in Seehausen imkert. Beim Wabenaustausch und gemeinsamen Honigschleudern kamen so auch die Seehausener Bienen in Kontakt mit dem tückischen Erreger. Dem unachtsamen Bienenfreund droht jetzt ein Bußgeld in vierstelliger Höhe. „Oft wissen die Hobby-Imker nicht, dass sich ihre Bienenvölker in den zu Sperrbezirken erklärten Gebieten auf Honigsuche begeben und sie so verpflichtet sind, ihre Völker bei uns zu melden.“

Die jetzt prinzipiell für sämtliche Bienenvölker, auch außerhalb von Seuchen-Sperrgebieten, bestehende bundesweite Meldepflicht, soll dem Veterinäramt schnelles Handeln ermöglichen, weitere Verluste verhindern. Denn noch summt und schwirrt es auf Bremens Grünflächen, sammeln fleißige Bienen eifrig Honig. Den wir uns dann morgens aufs Butterbrot schmieren.

Silke Katenkamp

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