Hess-Gedenkmarsch in Oslo

Neonazis wollen in diesem Jahr in Norwegen aufmarschieren

STOCKHOLM taz ■ „Am 19. August auf nach Oslo!“ So steht es seit einigen Tagen auf neonazistischen Internet-Seiten. Die Aufforderung gilt einem Gedenkmarsch zum Todestag von Rudolf Hess. In den vergangenen Jahren hatten sich Neonazis aus Skandinavien, Deutschland und Großbritannien in Schweden und Dänemark getroffen, um diese Gedenkveranstaltungen durchzuführen, die in Deutschland verboten sind.

Wie in Dänemark und Schweden dürften auch norwegische Gesetze kein Verbot möglich machen, allenfalls Auflagen über den Weg des „Marsches“ und den Ort einer Kundgebung. Pal Fivel, zuständiger Polizeiinspekteur beim Polizeidistrikt Oslo, bestätigte, dass die ordnungsgemäße Anmeldung für eine Demonstration am 19. August bei ihm eingegangen sei. Jetzt müssten noch Unklarheiten beseitigt werden. Unter anderem sei nicht klar, welche Organisation hinter der Privatperson stehe, die die Demonstration angemeldet habe.

Der sozialdemokratischen Tageszeitung Dagsavisen zufolge ist es die neonazistische Gruppe „Bootboys“, die hinter der Anmeldung steht. Die „Bootboys“ gelten mit rund 40 aktiven Mitgliedern als stärkste und aktivste rechtsradikale Gruppe im Raum Oslo. Die Osloer Polizei sieht zwar erhebliche Sicherheitsprobleme im Zusammenhang mit der Kundgebung und der Gefahr von Zusammenstößen zwischen Neonazis und Antifaschisten, wird die Veranstaltung aber wohl erlauben: Würden die Neonazis sich an anderer Stelle treffen, so das Argument, seien die Sicherheitsprobleme noch größer.

REINHARD WOLFF