Sparautos statt Straßenblockaden

Greenpeace will mehr Lösungen für Umweltprobleme präsentieren. 1999 besserte sich die Situation des angeschlagenen Weltverbandes, beim Vorzeigeverband in Deutschland brachen die Einnahmen dagegen um fast ein Zehntel ein

von MATTHIAS SPITTMANN

Die Umweltorganisation Greenpeace will künftig in ihren Kampagnen mögliche Lösungsansätze für Umweltprobleme noch stärker in den Vordergrund stellen. „Wir wollen noch stärker als bisher Industrie und Politik dazu bringen, Lösungen zu entwickeln, die zu mehr Umweltschutz beitragen“, sagte Thilo Bode, scheidender Geschäftsführer von Greenpeace International.

Der Verband will Erfolgsgeschichten wie die des FCKW-freien Kühlschranks, der etwa in Deutschland bereits zum Standard geworden ist, wiederholen. In Zukunft soll es mehr Projekte wie das Benzinsparauto Twingo SmILE, das Umwelt-Konzept für die Olympischen Spiele in Sydney oder die Ökostrom-Einkaufsgenossenschaft Greenpeace Energy geben. Kritiker, die meinen, die politische Arbeit komme durch unkritisches Propagieren rein technischer Lösungen zu kurz, versuchte Bode gestern zu beruhigen: „Die direkte Aktion wird für Greenpeace immer das wichtigste Mittel sein. Aber wir wollen auch Lösungskampagnen als zweites Standbein international ausbauen.“ Damit vollzieht Greenpeace International eine Entwicklung nach, die Greenpeace Deutschland bereits hinter sich hat. Hierzulande schwenkte die Stimmung bereits wieder auf mehr Protest um.

Spektakuläre Kampagnen, vor allem im Tierschutz, sind bei Greenpeace – wie bei anderen Umweltverbänden auch – wichtig, um möglichst viele Spenden zu sammeln. 65,4 Millionen Mark nahm Greenpeace Deutschland 1999 ein, davon kamen 61,1 Millionen aus Spenden – 2 Millionen weniger als im Vorjahr. Zusammen mit geringeren Erbschaften bedeutet das Einnahmeeinbußen von 6 Millionen Mark. Die Zahl der Fördermitglieder sank um 20.000 auf 510.000. Die Kampagnen hätten „bei der Bevölkerung nicht den Widerhall gefunden, den wir uns erhofft hatten“, kommentierte die Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland, Brigitte Behrens, die unerfreuliche Entwicklung.

Besser sieht es für den internationalen Verband aus: Die nach Abzug der Werbekosten verbleibenden Einnahmen erhöhten sich um 8 Prozent auf 188,5 Millionen Mark, die Zahl der Förderer erreichte mit weltweit 2,5 Millionen wieder den Stand von 1997. 1991 hatte der weltweite Verbund noch 177 Millionen Dollar eingenommen. Die wirtschaftliche Entwicklung hatte die Einnahmen drastisch einbrechen lassen.

Greenpeace ist dennoch weiter der mitgliederstärkste Umweltverband – wenn hier die Mitglieder auch bloß mit Spenden fördern, aber nicht mitbestimmen dürfen. Mit 225.000 Förderern ist der WWF personell zwar der kleinste der Großen, kommt mit einem Haushalt von 39 Millionen Mark (davon 25,4 Millionen Spenden) aber dennoch auf Platz zwei. Der BUND-Bundesverband dagegen hat 365.000 Mitglieder und Förderer und verwaltet 30,7 Millionen Mark bei 27 Millionen Spenden. Der NABU kommt auf die Maße 330.000/27,4/22,3, das ostdeutsche Umweltnetzwerk Grüne Liga verzeichnet bei etwa 75.000 Mitgliedern einen Haushalt von 182.000 Mark.