zinsen in japan
: Geldpolitik allein rettet nichts

In Japan ist Geld nicht mehr kostenlos. Wollen sich Tokios Geschäftsbanken bei ihrer Zentralbank kurz mal ein paar Yen-Millionen pumpen, dann werden sie dafür wieder löhnen müssen. Die anderthalbjährige Nullzinspolitik ist vorbei. Zwar sind 0,25 Prozent für Tagesgeld nicht gerade viel, verglichen mit den Zinsen bei uns, für die Regierung Yoshiro Moris signalisiert die Zinserhöhung jedoch eine Kehrtwende der Zentralbank. Auch Finanzexperten hatten keine derart unabhängige Entscheidung der Staatsbanker erwartet.

Kommentarvon FRITZ FIEHLER

Was ist umstritten? Sicherlich die Konjunkturerwartungen. Die Währungshüter sehen Nippon auf dem Wege der Besserung. Insbesondere halten sie die Krise der Banken für durchgestanden. Dafür spricht, dass die wieder ordentlich Kredite vergeben. Gegen den konjunkturellen Aufschwung sprechen allerdings Bankrotte in der Versicherungswirtschaft. Die regierenden Liberaldemokraten wiederum betrachten mit Sorge vor allem den schwindsüchtigen Binnenmarkt. Nippons Konsumenten drehen nämlich ihre Yens zweimal um, bevor sie einen ausgeben. Ihre Gründe: Arbeitslosigkeit und Krise der Altersversorgung.

Was ist unumstritten, was fraglich sein müsste? Das ist die Finanzpolitik, die eine Wirtschaft abwürgen kann, sie aber nicht aus dem Dreck zu ziehen vermag. Das zeigte die letzte Zinserhöhung vor zehn Jahren: Damals brachten die Banker die Seifenblasen der Wirtschaft zum Platzen, als sie die bremsende Wirkung einer Zinserhöhung unterschätzten. Und vor drei Jahren war die Regierung mit einer grandiosen Fehlentscheidung dran: Mit Ausbruch der Asienkrise hatte sie sich zu einer Steuererhöhung entschieden. Dieser haushaltspolitische Konsolidierungseifer schwächte die Nachfrage drastisch. Seither wusste man, was eine Deflation nicht vertragen kann.

Die Jahre der Nullzinspolitik haben gezeigt, wie die Ökonomie entlastet werden kann. Dabei haben die Banken sicherlich eine unverdiente Subventionierung erfahren. Umgekehrt ist damit noch kein positiver Schritt getan: Denn die Regierung hätte die Vollbeschäftigung nicht preisgeben dürfen. Noch schlimmer für die Nachfrage war, ausgerechnet in einer Wirtschaftskrise die Altersversorgung zur Vermögensanlage zu machen. Letztlich irrt Notenbankchef Masaru Hayami, wenn er alles wieder dem vermeintlich freien Spiel von Zinsen, Geldmenge und Wechselkursen überlassen will.