(Noch) zwei Monate Bremer Expo 2000

■ Eine Halbzeitbilanz zieht – teils wohlweislich – kaum eines der Bremer Projekte

Eine Bremer Expo-Halbzeit Bilanz – kein leichtes Unterfangen: Wie etwa sollte man den Erfolg der Schlachte messen? Oder den von Baustellen wie Universum und Beginenhof? Oder vom Netzwerk seelische Gesundheit?

Die Schlachte ist vielleicht noch am einfachsten: „Die Wirte sind durchweg zufrieden – auch bei schlechtem Wetter“, weiß Cornelia Riebel von der Bremer Touristikzentrale (BTZ). Auch der Einzelhandel, anderswo vom mauen Sommer schwer gebeutelt, sei in Bremen „superzufrieden“. Das Packhaus, in dem sich alle Bremer Expo-Projekte präsentieren, zählt seine Besucher nur tageweise. Im Schnitt kommen ungefähr 250 Menschen, am Wochenende bis zu 380. Rund ein Drittel sind Gäste aus dem Ausland. Einen kräftigen Besucherzuwachs meldet das Expo-Projekt „Welt im All“. Nachdem 1999 in zehn Monaten knapp 4.000 Menschen kamen, sind es im laufenden Jahr schon über 10.000, so dass zusätzliche Führungen eingerichtet werden mussten. Führungen gibt es auch in Bremerhavens Expo-Projekt Omega 3: Täglich besucht eine kleine Gruppe von fünf bis zehn Personen das biotechnologische Labor im Fischereihafen. Keine Zahlen gibt es dagegen über die Besucher der Omega 3-Präsentation, die sich mit anderen Touristen im „Schaufenster Fischereihafen“ mischen.

Frust beim anderen Bremerhavener Expo-Projekt: Statt der angepeilten 12.000 wollten in den ersten zwei Monaten nur 5.000 Besucher das „Abenteuer Spurensuche“ sehen. „Die Stadt Bremerhaven hat ihre Marketing-Zusagen nicht eingehalten“, klagt Betriebsleiter Rolf Kopper. Keine Plakate, keine Flyer – nichts lockt die Bremerhavener in den alten Lagerschuppen beim Schifffahrtsmuseum. Jetzt hat Kopper selbst eine Firma beauftragt, um wenigstens noch die zweite Expo-Hälfte zu retten. Mindestens 15.000 Besucher will er bis zum Abriss Ende Oktober noch in die Ausstellung locken, die eigentlich ein Testballon für das große Museum die „Erlebniswelt Auswanderung“ sein sollte.

Klarer Verlierer der Expo scheint die Bahn zu sein: Die Sonderzüge von Bremen nach Hannover fuhren wochenlang als Geisterzüge und wurden schließlich um die Hälfte verkürzt. Seit Ferienbeginn steigt das Fahrgastaufkommen, Statistiken werden allerdings nicht geführt. Vor allem Familien nutzten die speziellen Preisangebote, heißt es bei der Bahn in Hannover. Die Züge sollen deshalb bis Expo-Ende weiterfahren. Auch die Expo-Zuschläge für die gewöhnlichen Züge, die über Hannover fahren, werden bleiben. jank