KFOR besetzt Bleischmelzerei

Die UNO-Mission gibt die Übernahme des Trepca-Minenkomplexes im Kosovo durch internationale Bergwerksunternehmen bekannt. Die Regierung in Belgrad protestiert

ZVECAN ap/dpa ■ Die Auseinandersetzungen in der Stadt Kosovska Mitrovica im Norden des Kosovo, die de facto zwischen Serben und Kosovo-Albanern geteilt ist, reißen nicht ab. Bei Zusammenstößen zwischen Serben und KFOR-Soldaten wurden gestern mehrere britische Soldaten der KFOR-Truppe verletzt.

Grund für den Unmut der Serben ist die Schließung und Übernahme einer Bleischmelzerei durch Nato-Soldaten, die zu dem von den Serben bislang kontrollierten Industriekomplex Trepca bei Zvecan gehört. Die UN-Verwaltung im Kosovo (Unmik) hatte die Maßnahme damit begründet, dass nur so einer Bedrohung der Gesundheit der Bevölkerung entgegengewirkt werden könne. Zuvor hatte die UNO den Betreibern vorgeworfen, die Bleibelastung liege zweihundertfach über den Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Gestern Morgen schritt die KFOR zur Tat. Rund 800 Soldaten sperrten das Gebiet um die Anlage ab. Nach stundenlangen Verhandlungen übernahm die KFOR die Anlage, wie UN-Sprecher Michael Keats berichtete.

Die UN-Mission gab zugleich bekannt, mit internationalen Bergwerksunternehmen einen Vertrag über den Trepca-Minenkomplex geschlossen zu haben, zu dem die Bleischmelzerei gehört. Danach soll das als Joint Venture gegründete Unternehmen ITT Kosovo die Minen unter Unmik-Führung als öffentliches Unternehmen aufbauen. Der Vertrag sei mit den Bergwerksunternehmen TEC-Ingénierie (Frankreich), Boliden Contech (Schweden) und Morrison Knudsen International Inc. (USA) unterzeichnet worden.

Die Einnahmen sollen in den Haushalt des Kosovo fließen, teilte die Unmik mit. Trepca besteht aus etwa 40 Minen und Industrieanlagen, in denen Metalle gefördert und verarbeitet werden. Der Wert wird auf mindestens 10 Milliarden Mark geschätzt. Es sind aber erhebliche Investitionen nötig. In den Trepca-Betrieben sollen künftig 2.000 Menschen arbeiten.

Auf serbische Seite gab es empörte Reaktionen. „Wir verlangen eine Erklärung und das Recht zu arbeiten“, protestierte Oliver Ivanović, ein führender serbischer Politiker der Region. „Der Nato darf nicht gestattet werden, nur einen serbischen Angestellten des Minen-Komplexes zu entlassen.“ Die Regierung in Belgrad bezeichnete die KFOR-Aktion als schweren Verstoß gegen die UN-Resolution 1244. Die Resolution für das Mandat der internationalen Organisationen im Kosovo sieht vor, dass die Unmik dort eine Autonomie innerhalb Jugoslawiens errichtet.