Nachwachsende Organe

Australien: Erfolg beim „therapeutischen Klonen“. Blair bald für Einsatz am Menschen

BERLIN taz ■ Können Menschen bald verlorene Organe neu bilden, so wie es Tintenfische, Krabben oder Regenwürmer tun? Eine australische Biotechnik-Firma und die größte australische Universität antworten mit Ja. Sie behaupten, einen Durchbruch im so genannten „therapeutischen Klonen“ bei Mäusen erreicht zu haben. Das erklärte gestern Professor Alan Trounson, Vizechef des Instituts für Reproduktionsmedizin der Monash Universität in Melbourne gegenüber der australischen Nachrichtenagentur AAP.

Die Idee des „therapeutischen Klonens“ ist es, menschliche Organe zu züchten und zu implantieren, statt wie bisher Spenderorgane zu verwenden. Transplantiert man fremde Organe, greift das Immunsystem des Patienten das neue Gewebe an – weshalb die Immunreaktion mit Medikamenten unterdrückt werden muss. In Folge bleibt der Patient oft dauerhaft anfällig für Krankheiten, und ein Organ muss oft nach wenigen Jahren erneut ausgetauscht werden. Geklonte Organe sind also potentiell ein gutes Geschäft.

In Großbritannien wird bereits am Mittwoch eine Erklärung von Premier Tony Blair erwartet, in der er die Erlaubnis für das „therapeutische Klonen“ am Menschen gibt. Bisher war das sowohl in Großbritannien wie auch in Australien, Deutschland und Dänemark strikt untersagt. Denn dabei entstehen in einem Zwischenschritt Embryonalzellen, aus denen ein normaler Mensch wachsen könnte. Fällt das Verbot, wäre es für Forscher attraktiver, auf das Klonen von Menschengewebe anstelle der Xenotransplantation zu setzen.

In Australien ist die Firma Stem Cell Sciences gemeinsam mit dem Monash Institute an dem „Weltdurchbruch“ im therapeutischen Klonen beteiligt. Dort gelang es offenbar, einer Maus eine erwachsene – und damit längst spezialisierte – Zelle zu entnehmen, deren Zellkern in eine Eizelle einzupflanzen, daraus eine ursprüngliche Zelle (Stammzelle) zu züchten – und daraus wiederum Muskel-, Nervenzellen und anderes Gewebe wachsen zu lassen.

Ob das alles so stimmt, bleibt abzuwarten, denn die wissenschaftliche Originalarbeit soll erst diese Woche im Journal Current Biology erscheinen. Stem Cell Sciences ist übrigens hierzulande keine Unbekannte. Diese Firma war es, die vorübergehend und „irrtümlich“, wie sich das Europäische Patentamt ausdrückte, ein Patent auf das Klonen von Menschen erhalten hatte. Das hatte vergangenen Winter große Aufregung ausgelöst.

MATTHIAS URBACH