Kein Sommerloch-Volkssport

■ Altonaer Erklärung: Unterzeichner dulden keine RechtsextremistInnen in ihrem Stadtteil. Aber sie wollen nicht nur Worte von Elke Spanner

Schon als am 8. Juli Neonazis durch Altona marschierten, hatten über 1000 AnwohnerInnen mittels einer Gegendemonstration kundgetan, dass sie keine RechtsextremistInnen im Stadtteil dulden. Der Protest mündete in eine Unterschriftensammlung, die als „Altonaer Erklärung“ ab heute in Geschäften und Lokalitäten ausliegen wird. Die bisherigen rund 130 ErstunterzeichnerInnen kündigen damit an: „Hetze und Gewalttaten gegen (ausländische) MitbürgerInnen (...) und Personen, die sich für ein solidarisches Miteinander einsetzen, werden wir auch in Zukunft nicht hinnehmen“. Die Erklärung wurde auch an Bürgermeister Ortwin Runde, Innensenator Hartmuth Wrocklage, die Präsidenten des Verwaltungs- und des Oberverwaltungsgerichtes sowie den Bezirksamtsleiter von Altona Uwe Hornauer übersandt.

Neben Einzelpersonen und politischen Initiativen haben auch viele Altonaer Betriebe den antifaschistischen Text unterschrieben, beispielsweise eine Unternehmensberatung, Architekturbüros sowie die taz hamburg. Bis Anfang September sollen weitere Unterschriften eingehen. Die endgültige Fassung wird dann als Plakat gedruckt.

Schon jetzt kündigen die InitiatorInnen an, dass die Unterschriftensammlung nur der Auftakt einer antifaschistischen Kampagne sein soll. Denn verbale Bekundungen gegen Faschismus gäbe es derzeit ausreichend zu hören und zu lesen, so eine Grafikerin: „Wenn ich gewusst hätte, dass das im Sommerloch Volkssport wird, hätte ich die Kampagne so nicht gestartet“. Umso wichtiger sei es nun, von denjenigen, die sich verbal zum Antifaschismus bekennen, auch konkretes Handeln einzufordern. So hat beispielsweise das Center-Management des Einkaufszentrums „Mercado“ die Altonaer Erklärung unterschrieben. „Mit denen wird man nun über ihren Wachdienst sprechen müssen“, kündigt einer der Mitinitiatoren an und verweist darauf, dass die Wachleute öfters AusländerInnen vertreiben, die vor dem Mercado mit einem improvisierten Flohmarkt ein paar Mark verdienen.

„Die Erklärung greift zunächst nur Minimalforderungen auf“, sagt er. Mit künftigen Aktionen soll der Blickwinkel weg von den neofaschistischen Strukturen hin zum gesellschaftlichen Rassismus gelenkt werden, denn „Nazis sind der militante Flügel des deutschen Rassismus“. Im Stadtteil solle ein antirassistischer Grundkonsens entstehen, der es unmöglich mache, dass AusländerInnen sich abfällig behandeln lassen müssen.

Altona, so auch der Text der Erklärung, sei ein „lebendiger Stadtteil, weil hier Toleranz, Vielfalt und Gelassenheit tägliche Praxis sind“. Doch auch das habe in den vergangenen Jahrzehnten erst erkämpft werden müssen. „Die Leute, die jetzt hierherziehen und davon profitieren, müssen erkennen, dass man für den Erhalt dieses Charakters etwas tun muss“.

Unterschriften an altonaer-erklaerung@gmx.de oder per Post: Altonaer Erklärung, Postlagernd, Postfiliale 50, 22701 Hamburg. Ein weiteres Treffen ist Mittwoch, 30. August, 19 Uhr, Gästehaus Woge, Kleine Rainstraße 24-26