vorlauf
: Ein seltsames Spiel

Lieb mich!

(20.15 Uhr, ARD)

„Ich stehe nicht auf Männer.“ Kathrin (Julia Richter) ist überrascht, als ihr bei einem Gartenfest die neue Lehrerin ihres Sohnes Nicki offen ins Gesicht sagt, dass sie lesbisch ist. Hatten die Frauen doch gedacht, die attraktive Elena (Naomi Krauss) wolle vor allem ihre Männer becircen.

Kathrin, glücklich mit Peter (Oliver Stokowski) verheiratet, fragt Elena: „Wie ist es denn so mit Frauen?“ Und die gibt ihr als Antwort einen Kuss.

So beginnt der Film „Lieb mich“ von Maris Pfeiffer, der nach der Erstausstrahlung auf Arte nun im Ersten gezeigt wird und vom zuständigen Sender Radio Bremen als „TV-Liebeskomödie“ verkauft wird: Auch in Bremen wird gelitten, fließen Tränen, wird gebrüllt und mit Türen geschlagen. Von Komödie keine Spur.

Kathrin und Elena verlieben sich ineinander. Doch während Kathrin die Zeit wie im Rausch erlebt, ahnt Elena bereits das nahe Ende: „Du gehst doch sowieso zurück zu deiner Familie!“ Natürlich bekommt auch Ehemann Peter von der Liason Wind und zwingt seine Frau zu einer Entscheidung.

Verläuft „Lieb mich“ bis hierhin in geregelten Drama-Bahnen, nimmt der Film (und mit ihm auch die Figuren) nun eine unglaubwürdige Wendung nach der nächsten. Wie immer man es auch erklären mag (und Drehbuch und Regie erklären es nicht), hat der gehörnte Ehemann plötzlich Sex mit der Verführerin. Damit nicht genug: Natürlich wird Elena von diesem Schäferminütchen schwanger. Ja, denkt sich der Zuschauer, so kann es gehen, das Leben ist eben bunt. Doch mit den turbulenten Volten des Drehbuchs kann die Inszenierung schließlich nicht mehr Schritt halten: 80 Minuten sind fast vorüber und frau wollte wohl zu einem Ende kommen: Maris Pfeiffer (Buch und Regie) löst die diversen Beziehungsknoten, wie es sich in Zeiten der Patchwork-Familie gehört: Alles ist okay. Richtig leiden muss niemand; schließlich ist die Liebe ja ein seltsames Spiel. Dieser Film auch. THORSTEN PILZ