Es kanzlert im Osten

Zum Auftakt seiner Sommerreise sucht Gerhard Schröder das Bad in der Menge und verspricht weitere Fördergelder

BAD ELSTER dpa/taz ■ Nachdem er den warmen Empfang mehrerer hundert Menschen genossen hatte, wandte sich der Kanzler der Kurquelle zu. Ein Glas Wasser aus der Marienquelle sollte Gerhard Schröder stärken, bevor er über Rechtsextremismus und Solidarpakt II sprach.

„Wir werden uns die Aufbauarbeit nicht von rechten Schlägertruppen kaputt machen lassen“, sagte Schröder im sächsischen Kurort Bad Elster. Den Kampf gegen rechts will er gewinnen mit einer „durchdachten Mischung aus Härte des Staates und Hilfe für die Jugendlichen“.

Der Kanzler ist seit gestern auf Tour. In den kommenden 13 Tagen will er wenig bekanntes Terrain im Osten erkunden. In Bad Elster nahm die Reise gestern ihren Anfang. Danach stehen Orte in Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt auf dem Programm.

„Es wird Zeit, dass er mal kommt“, war zum Auftakt der etwa 40 Stationen umfassenden Reise in Bad Elster zu hören. Nachdenkliche Töne blieben aber trotz gravierender Probleme wie wachsendem Rechtsextremismus, hoher Arbeitslosigkeit und zum Teil noch mangelhafter Infrastruktur zunächst die Ausnahme. Der Bundeskanzler suchte als erstes Kontakt zu den Leuten auf der Straße. Immer wieder griff er nach ausgestreckten Händen. „Mach weiter so, Gerhard“, rief eine Frau.

Nach der kleinen Wellness-Stunde in Bad Elster fuhr Schröder weiter nach Markneukirchen. Mit den dortigen Genossen nahm er im kleinen Kreis ein Mittagessen ein und besichtigte hernach bei einem Klarinettenbaumeister das hiesige Handwerk des Musikinstrumentenbaus. Für den Nachmittag hatte sich der Kanzler Einblick in die Herstellung von Stoffen gewünscht. Anderthalb Stunden nahm er sich Zeit für die Firma Plauener Gardine.

Der Kanzler will zeigen, dass auch bei ihm der Aufbau Ost „Chefsache“ ist. Am Morgen hatte er sich zum Auftakt seiner Reise ausdrücklich für eine langfristige Förderung des Osten eingesetzt. Der Solidarpakt II solle möglichst rasch verabschiedet werden. Schöder sagte: „Ich gehe davon aus, dass wir das Niveau der derzeitigen Förderung noch auf etliche Zeit brauchen“. Er wolle sich aber nicht auf eine Jahreszahl festlegen und könne auch nicht versprechen, dass bei einer Förderung noch „eins draufgesattelt“ werde. ROGA