Leben in der Zone des Todes

Am 26. April 1986 explodierte der Reaktor Nummer vier in der nordukrainischen Stadt Tschernobyl an der Grenze zu Weißrussland. 400.000 Menschen mussten ihre Heimat verlassen. Das Gebiet mit einem Durchmesser von 60 Kilometern, unmittelbar um Tschernobyl, wurde vollständig evakuiert. Allerdings leben seit einigen Jahren wieder Menschen dort – weil sie ihre Heimat nicht missen wollten oder weil sie dort ihre Ruhe haben. Sie alle sind weit über die Grenzwerte hinaus radioaktiv belastet. Vor allem mit Cäsium 137, das in die Nahrungskette eingegangen ist und erst nach 100 Jahren abgebaut wird. Dennoch ernähren sich die Menschen in der kontaminierten Zone vor allem von selbst angebauten Kartoffeln, von Schweinen oder Waldbeeren. Einmal im Jahr reist ein Ärzteteam durch diese Zone, um die Menschen zu untersuchen.

Über die Zahlen der Katastrophenopfer in den Ländern der ehemaligen UdSSR gibt es bis heute keine verlässlichen Aussagen. Offiziell kamen bei der Reaktorkatastrophe 30 Menschen ums Leben. Doch es wurden hunderttausende von Helfern – Piloten, Soldaten, Bauarbeiter, Feuerwehrleute – aus dem ganzen Riesenland nach Tschernobyl gebracht. Wer von diesen „Liquidatoren“ krank wurde, wer starb, geht in den landesweiten Statistiken unter.

Eine andere Sprache sprechen die Zahlen der Opferverbände: 23 Prozent des weißrussischen Territoriums mit rund zwei Millionen Einwohnern seien kontaminiert, so das dortige Komitee zur Beseitigung der Folgen von Tschernobyl. Bislang sei bei 1.100 Personen in Weißrussland Schilddrüsenkrebs diagnostiziert worden. rem