Mann mit Obsession

■ Der House-DJ, Produzent und Remixer Luke Solomon zu Gast im Phonodrome

Riesenberge von grünen Oliven und schnelle, rote Autos. Wie passt das wohl hier zusammen? In diesem Fall ist das ganz einfach. Luke Solomon hat Obsessionen. Jetzt aber nicht nur, was die sinnlich erfahrbaren Genüsse angeht. Er ist zudem auch noch besessen von der Erlebbarkeit von Housemusik. Das umfasst das konkrete Antasten in Form von nächtelangen DJ-Sets, eigenen Produktionen, wie auch Kooperationen mit anderen House-Urgesteinen. Und das alles nur, um ja nicht in irgendeine Art von Stagnation zu verfallen. Das britische Königreich hat in diesem Jahr neben Queen Mum einen Grund mehr zu feiern. Das Projekt Freaks, das er mit Justin Harris bildet, wird zum Ausgangspunkt für eine lange Geschichte: Im Februar diesen Jahres erschien das erste Freaks-Album, The Beat Diaries, auf ihrem Anfang letzten Jahres gegründeten Label Music For Freaks (www.musicforfreaks.com). Mit Chicago-Legende Derrick Carter erhöht er den qualitativ wertvollen Output des Empires durch das Deephouse-Label Classic.

Und als ob dies noch nicht genug wäre, remixen Luke Solomon und Justin Harris auch noch ohne Ende. Von Pulp bis Soft Cell wird alles der Solomonschen Vision entsprechend umgebaut. Weitere Bienchen hat er sich in diesem Jahr noch durch die Remixe von Frankfurts Wunderknaben Isoleé (Freaks-Remix von „Beau mon Plage“/Playhouse) und Markus Nikolai (Freaks-Remix von „Bushes“/Perlon) verdient. Die Leidenschaft für House umfasst alles. Akustisch klingen Luke Solomon und Justin Harris auch wie US-Deephouse, der allerdings energisch durch die englische Rave- und Techhousebrille gefiltert wurde. Das auffälligste ist und bleibt die Art, wie Freaks mit den Rhythmen herumexperimentieren. Die ästhetischen Parallelen in England lassen sich am ehesten zu Chris Duckenfields Svek-Label, Classic, oder aber zu Herbert ziehen. Diese durch und durch eigenständige Riege, zu der auch Luke Solomons Freaks gehören, verbindet vor allem eins: die Art, wie mit einzelnen Elementen an den Beats herumgebaut wird, so dass die erkennbare Komposition auf die zergliederten Rhythmuselemente zurückgeführt wird, mit denen dann ziemlich frei gearbeitet wird. Der größte Hit der Freaks „Turning Orange“ (Music For Freaks) bewegt sich auch in diesem Minimalhouse-Rahmen, ist relativ nackt in den Arrangements, ist aber unglaublich gut zum Abfeiern.

Kurz: traditionell verliebt, aber wagemutig mit den Beats, die zwischen Musique Concrète, Super Collider und Speed Garage dahinschiessen. Abfeiern kann man auch bei Luke Solomos DJ-Sets – alle bisherigen Freaks-Veröffentlichungen wird er den geneigten HörerInnen nicht vorenthalten, zumal er auch ein gutes Händchen für lange beatfreie Passagen hat. Luke Solomon hat einfach keine Hemmungen, auch mal den straighten 4/4-Takt wegfallen zu lassen. Und das ist doch schon mal ein Garant für eine abwechslungsreiche Nacht.

Kerstin Schäfer

Sonnabend, 26. August, 22 Uhr, Phonodrome