Vom Lenné-Dreieck zum Metro-Areal

Für das letzte Grundstück am Potsdamer Platz liegen Pläne vor: für Hotels, Büros und ein paar Wohnungen

Die Topographie des Potsdamer Platzes kennt eindeutige Adressen: das Sony-Center, das Debis-Areal und die Park-Kolonnaden von ABB. Nicht durchgesetzt hat sich der Name des Investors für das vierte und letzte große Baugrundstück vor Ort, das nach dem Fall der Mauer der Hertie-Stiftung rückübertragen wurde.

Ein gut Teil Schuld an der „terra incognita“ trägt dabei der Hertie-Konzern selbst. Während bei Sony und Debis die Bürotürme in den Himmel wuchsen, ließ Hertie seine Fläche brachliegen. Geblieben ist für das Grundstück darum bis heute der Name aus der Vorwendezeit: das „Lenné-Dreieck“ – eine Fläche westlich der Mauer, die jedoch rechtlich zu Ostberlin gehörte –, um die sich Ende der 80er-Jahre Besetzer und Polizei denkwürdige Schlachten lieferten.

Mit dem Verkauf des Grundstücks Anfang des Jahres von Hertie an Otto Beisheim, dem einstigen Chef der Metro-Großhandelskette, ist die Lenné-Dreieck-Brache nun auch Geschichte. Bis 2004 soll das „Metro-Areal“ als letzter Mosaikstein am Potsdamer Platz fertig bebaut sein. Geplant sind für die insgesamt 90.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, so Beisheim, zwei Wohnhäuser, ein Fünf- und ein Vier-Sterne-Hotel sowie Bürogebäude. Die Kosten schätzt der Investor auf 700 Millionen Mark.

Der Metro-Mann meint es ernst mit der schnellen Realisierung: Ohne öffentliche Debatte oder einen Bauwettbewerb zur Stadtstruktur und Architektur hat Beisheim jetzt das Ergebnis eines Gutachterverfahrens für die zukünftige Planung vorgestellt. Danach soll nach dem Entwurf der Münchener Architekten Hilmer und Sattler das Grundstück in vier Blöcke aufgeteilt und weit weniger dicht bebaut werden, als es noch zu Hertie-Zeiten vorgesehen war.

Eingeladen zu dem Verfahren hatte Beisheim noch andere Büros – mit Architekten, die für zügige professionelle Durchführung bekannt sind: Josef Paul Kleihues (Berlin), Gerkan, Marg und Partner (Hamburg), Richard Meier (USA) oder Bernd Albers (Berlin). Experimente sollten also ausgeschlossen bleiben.

Hilmer und Sattler folgen im Wesentlichen ihrem 1991 vorgelegten Entwurf für den gesamten Potsdamer Platz. Für die Spitze zum Platz sehen die Architekten zwei Blöcke vor, die von Hochhäusern gekrönt werden. Der Turm für die Delbrück-Bank erhält ein Pendant, in dem das Luxushotel untergebracht werden wird. Im rückwärtigen Bereich sind Wohnungen vorgesehen.

Der dritte Block, entlang der Ebertstraße, soll ebenfalls von einem Hotel genutzt werden. Schließlich planten die Architekten für die rund 10.000 Quadratmeter Bürofläche einen vierten Block gegenüber dem Sony-Center. Zentrum des Areals soll ein Platzrondell werden, auf das die vier internen Straßen münden.

Zugleich bietet die Straßenkreuzung Perspektiven zum Platz, zur Voßstraße und hinüber zum Tiergarten. Außerdem ist vorgesehen, zwischen dem Sony-Center und dem Metro-Areal einen Park anzulegen.

So konventionell die Hilmer-Sattler-Entscheidung Beisheims auch sein mag, sie garantiert, dass gegenüber dem eindimensionalen gläsernen Sony-Center ein differenzierter Stadtteil entstehen könnte. Analog der Planungen für das Debis-Quartier sollen bei der Entwicklung des Metro-Areals mehrere Architekten und deren Handschriften zum Zuge kommen.

ROLF LAUTENSCHLÄGER