Besser in die USA?

Anna Dudek hat diesen Sommer an einem bayerischen Gymnasium Abitur gemacht. „Am Ende war es eine Qual“, meint die Neunzehnjährige. Nach den schriftlichen Prüfungen sei nur noch die Hälfte der Klasse erschienen, auch den Lehrern habe die Motivation gefehlt.

In Deutsch sei es besonders deprimierend gewesen: Ihre Deutschlehrer hätten sich meistens schlecht vorbereitet und seien den Schülern gegenüber absolut gleichgültig gewesen. Anna ist fast entsetzt, wie oberflächlich der Lektürekanon abgespult wurde.

In den USA hat Anna erfahren, dass Schule auch anders gehen kann. Dort sei der Schulalltag viel interessanter und abwechslungsreicher. Auch Freizeitinitiativen, die über das normale Schulpensum hinausgehen, würden dort besser gefördert. „Hier ist es ziemlich schwierig, etwa ein Theaterprojekt durchzuziehen. Da kriegt man nicht mal ein paar Stunden frei, um etwas vorzubereiten!“ Andererseits habe sie sich in den USA manchmal unterfordert gefühlt: „Eine Mischung der beiden Schulsysteme wäre ideal!“

Annas Rückblick auf dreizehn Jahre Schule fällt trotzdem moderat aus: Vor allem in Bio und Latein hätte sie schon auch Spaß gehabt. Ab der zwölften Klasse wählte sie ihre Lieblingsfächer auch als Leistungskurse.

Im Herbst möchte Anna ein Medizinstudium beginnen. Dass sie die meisten ihrer Schulfächer dafür nicht brauchen wird, stört sie wenig: „Ich habe schon eine ganz gute Allgemeinbildung bekommen!“ Allerdings versteht sie nicht, warum sie zwei bis drei Stunden Religion pro Woche absitzen musste, aber kaum etwas über politische Probleme von heute erfuhr.

BJÖRN KERN