Reformen jetzt!

Gesamtschulen sind mehr und mehr zu „Restschulen“ geworden. Das meint zumindest Natascha Bader*, Deutsch- und Französischlehrerin an einer Duisburger Gesamtschule. Denn heute strebten immer weniger Gesamtschüler den Realschulabschluss oder das Abitur an. Stattdessen kämen immer mehr schwächere und „problematische“ Schüler.

In einem sozial schwierigen Milieu fühlt sich Bader oft mehr als Sozialarbeiterin denn als Lehrerin. Was ihr täglich an der Schule widerfahre, habe sie so nicht erwartet: Ihre pädagogischen Schulungen von der Uni seien da völlig unzureichend. Gerade an Gesamtschulen, die ja oft Ganztagsschulen seien, fehle es Lehrern oft an pädagogischem Knowhow.

Um die Gesamtschulen langfristig zu retten, müsste ihr Konzept noch einmal radikal überdacht werden: Wichtig sei vor allem, das Loserimage abzuschütteln. Nur so könnte man auch die Schüler wieder integrieren, die momentan gleich aufs Gymnasium gehen. Den Vorschlag von Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn, jedem Schüler einen Laptop zu verpassen, kann Bader da nur belächeln: In der Realität fehlt das Geld bereits für viel banalere Dinge. So müssen an Baders Gesamtschule Eltern Geld für Farbe spenden und die Klassenzimmer in Eigenarbeit renovieren.

Allerdings möchte Bader auch die positiven Seiten einer Gesamtschule nicht in den Schatten stellen: „Bei uns gibt es Schüler, die an einem normalen Gymnasium einfach keine Chance hätten.“ Und: Die vielen Arbeitsgemeinschaften schaffen an der Gesamtschule größere Freiräume.

(* Name geändert)

BJÖRN KERN