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: JENNI ZYLKA über öffentlich-rechtliche Frigidität

Heißer Sex im Schnee von gestern

Die Privaten machen’s überall, immer und öffentlich. Öffentlicher als die Öffentlichen jedenfalls. Sie lassen sprachgestörte Blondinen in Lackleder die „World of Annina“ ansagen und zeigen unter dem nur notdürftig deckenden Deckmäntelchen „Redaktion“ oder „Reportage“ Strip-Mäuschen am laufenden Band.

Aber immerhin stehen sie dazu. Im Öffentlich-Rechtlichen dagegen ist der Sommer offiziell bald Schnee von gestern. Und damit darf man sich wieder darauf freuen, was sich die ProgrammplanerInnen als Nächstes ausdenken, um ihre Erotikfilme an den katholischen Zensoren vorbei und ins Programm zu schmuggeln.

Diesen Sommer versuchte es das ZDF unter dem Titel „Sommernachtsfantasien“, und der ARD hätte eine entsprechende Überschrift für ihre mehr oder weniger aufregende Haut-Filme ebenfalls gut gestanden, ohne jetzt einen biligen Sprachwitz andeuten zu wollen. Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Öffentlich-Rechtlichen das verpönte Format Erotik bzw., profaner, Sex für sich entdecken. Und vielleicht sollten sie es dann mit Fassung und Humor tragen. Wieso nicht versuchen, ein Magazin wie „Foxy Fantasies“ noch zu toppen? Wer es ausnahmsweise nicht kennt: „Foxy Fantasies“ ist eine Fernsehserie auf RTL 2, in der David Duchovny einem mittelgroßen Hündchen (!) erotische Briefe vorliest. Denn Foxy David hat Liebeskummer und kriegt darum unter der Chiffre „Red Shoes“ Erotikpost von tollen Frauen, deren weichgezeichnete Abenteuer man danach 30 Minuten lang auf den Bauch gekrault bekommt. Der Hund guckt auch immer ganz waidwund und mitfühlend. Am Schluss geht David wieder einsam seiner Wege, der Hund folgt winselnd. Ein unglaubliches Format. Wie geschaffen zum albernen Abkopieren im ersten oder zweiten Programm. Mit einen deutschen Serienhelden wie Dr. Dressler aus der Lindenstraße, oder besser noch Wolff aus „Wolffs Revier“, der mit einem maulkorbtragenden Kampfhund durch die Parks von Berlin läuft und erotische SMS vorliest. Die er von einsamen Frauen bekommen hat. Und der Hund zerfetzt am Ende immer die Handytasche . . .

Das andere private Erotik-format, in dem die Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen liegen könnte, heißt „Electric Blue“, wird spät nachts auf RTL 2 gezeigt und ist so merkwürdig, dass man es kaum beschreiben kann. Es kommen nackte Frauen drin vor, ja, aber sie sehen nicht so aus wie nackte Frauen in billigen Erotiksendungen normalerweise aussehen . . . sondern wie mit Kameratricks aneinandergeklebte Videos einer SchülerInnengruppe von 1976, Leistungskurs Kunst. In einem englischen Internat.

Manchmal scheinen auch verkleidete Männer mitzuspielen, und manchmal führen die komischen Frauen und Männer sogar gespielte Witze auf, die allerdings nicht komisch sind, sondern höchstgradig absurd. Dieses Format haben die Öffentlich-Rechtlichen allerdings schon adaptiert: Es heißt „Das kleine Fernsehspiel“.