Ein gemütlicher Samstagnachmittag

■ Die TuS Dassendorf müht sich vergebens gegen Haching – und lernt eifrig fürs nächste Jahr

Es geschah nach 69 Minuten, Spielstand 0:4. Der gerade eingewechselte Adrian Blaut tänzelte mit dem Ball an der Seitenlinie und versuchte, an Hachings Alfonso Garcia vorbeizukommen. Links angetäuscht, rechts angetäuscht und noch eine Finte – doch alles half nichts: Garcia blieb auf Ballhöhe, Blaut wich zur Seite aus und spielte einen Fehlpass auf Danny Schwarz. Diese Szene demonst-rierte besser als die am Ende fünf Gegentore oder die wenigen vergebenen Chancen der Dassendorfer: Die SpVgg Unterhaching ist im zweiten Erstliga-Jahr ohne große Mühe in der Lage, einen drei Klassen tiefer kickenden Verein durch seine spielerischen Mittel auszuschalten. „Wo der Gegner Fußball gespielt hat, sind wir gelaufen“, resümierte TuS-Coach Peter Martens die Begegnung, „wir haben unsere Ehrfurcht nie abgelegt.“

Ausgerechnet als Dassendorf zeigte, dass es vereinzelt mit Kombinationen den Bundesligisten in Verlegenheit bringen könnte, schlug dieser wenig später zu. 15 Minuten waren vergangen, als Sebastian Möller-Riepe sich an der Auslinie einen Ball ergrätschte und die TuS mit zwei schnellen Abspielen das Hachinger Mittelfeld überwand – um dann leider im Abseits zu stehen. Drei Minuten später kam als Antwort der erste Doppelschlag: Nach einer zu kurzen Fußabwehr im Dassendorfer Strafraum setzte der in der ersten Hälfte überragende Altin Rraklli das Leder aus 14 Metern in den Giebel. 60 Sekunden später köpfte Oliver Straube eine Rraklli-Flanke zum 0:2 ins lange Eck.

„Die erste Viertelstunde haben sie sich schwer mit uns getan“, analysierte TuS-Stürmer Matthias Rauls, dem kurz vor Schluss beinahe noch das 1:5 gelungen wäre: „Du hast das Aufatmen gehört, als sie das erste Tor gemacht haben.“ Fortan war der Oberligist bemüht, aber chancenlos. An Dassendorfer Tresen und an den Sander Tannen in Bergedorf, wohin der Club aus der 3000-Seelen-Gemeinde ausgewichen war, wird man wohl noch einige Wochen mutmaßen, was passiert wäre, hätte Florian Müller in der 56. Minute die beste TuS-Chance zu, 1:2-Anschlusstreffer genutzt. „Vielleicht wäre über die Begeisterung der Zuschauer noch etwas drin gewesen“, fing Trainer Martens das Spekulieren an.

Gästecoach Lorenz Köstner verteilt derweil Freundlichkeiten. „Wenn man so ein Publikum im Rücken hat, kann es nur noch bergauf gehen“, lobte er die Dassendorfer Anhängerschaft, die sich vom schnellen Rückstand allerdings recht schnell in ihrer Anfeuerung beeinträchtigen ließ. Dass die TuS sich keine Mühe gegeben hätte, lässt sich weder fürs Geschehen auf dem Feld noch drumherum behaupten. Gut die Hälfte der Bergedorfer Straßenlaternen waren mit Plakaten „DFB-Pokal Stadion“ oder „DFB-Pokal Parkplatz“ behängt, und eine aufmerksame Stadionzeitung widmete den Gästen gleich sechs Seiten. Da entspannten sich bei bestem Fußballwetter auch die etwa 30 Haching-Fans, die bis zu neun Stunden angereist waren. Einige unter ihnen brauchten so lange nicht, schließlich legt man auf dem Weg zum etablierten Erstliga-Club Wert darauf, dass die Anhängerschaft nicht nur im Süden von München zu finden ist. „Einige von uns kommen auch aus Pinneberg und Itzehoe, also von der dänischen Grenze“, wusste ein Haching-Fan zu berichten. Kein Wunder also, dass, als der Sieg sich abzeichnete, die bayerische Schar anstimmte: „In Deutschland gibts nur ein' Verein – Un-ter-ha-ching.“

Wenn das die Lehre aus einem 5:0-Pokalsieg bei einem Oberligis-ten ist, kann der das durchaus als Kompliment ansehen. Und so war es alles in allem ein gemütlicher Samstagnachmittag. Der bei den Verlierern durchaus Lust auf mehr geweckt hat. „Wir werden jetzt sehen, dass wir wieder beim Hamburger Toto-Pokal gewinnen“, kündigte TuS-Coach Martens an: „Dann können wir nächstes Jahr unsere Lehren aus diesem Spiel ziehen und es besser machen.“

Doch erst einmal stehen andere Aufgaben an: Die Jugendfeuerwehr Dassendorf, die just die deutsche Meisterschaft errungen hat und sich in der Halbzeitpause dem Publikum präsentierte, bereitet sich auf die Europameisterschaft in Finnland vor, und die TuS-Kicker treten am Mittwoch bei Vorwärts-Wacker Billstedt an. Die Rückkehr in den Oberliga-Alltag wird schwer genug, denn die Billstedter gewannen unter der Woche ein Testspiel gegen Bergedorf 85 mit 8:0. Dassendorfs Coach Peter Martens spionierte den Gegner aus, hatte zur Halbzeit aber genug gesehen und ging: Die 85iger-Nachbarn lagen gerade 0:5 hinten.

Folke Havekost

TuS Dassendorf – SpVgg. Unterhaching 0:5. SR: Koop (Lüttmark) – Z: 2800 Tore: 0:1 Rraklli (19.), 0:2 Straube (20.), 0:3 Hirsch (64.), 0:4 Straube (66.), 0:5 Breitenreiter (81.)