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Mit wenig Aufwand nach Madrid

Trotz vorsichtigen Beginns gilt Jan Ullrich weiterhin als großer Favorit der diesjährigen Spanien-Rundfahrt

BERLIN taz ■ Mehr Action, weniger gemütliches Dahinstrampeln hatten sich die Veranstalter von der verkürzten Streckenführung der diesjährigen Spanien-Rundfahrt versprochen. Mit 2.893 km ist die Vuelta fast 700 km kürzer als im Vorjahr, keine Etappe ist länger als 200 km. Eine Reduzierung, die den Radprofis auch die Regeneration erleichtern und die Versuchung verringern soll, unerlaubte Mittel anzuwenden.

Zumindest die Sache mit der Attraktivität funktionierte auf den ersten Etappen noch nicht. Auch gestern auf dem 3. Tagesabschnitt von Montoro nach Valdepeñas über 198,5 km ging es trotz einiger Ausreißversuche meist gemütlich zu und das Feld kam geschlossen ins Ziel. Den Sprint entschied der Niederländer Jans Koerts für sich, der am Sonntag in Córdoba schon Zweiter hinter dem spanischen Weltmeister von 1999 Oscar Freire gewesen war. Der Italiener Mario Cipollini, eigentlich der große Spezialist für derartige Massenankünfte, verlor erneut auf der Zielgeraden den Anschluss und hatte einmal mehr das Nachsehen. Die Vuelta 2000 ist im wesentlichen eine Tour der Gescheiterten. Da sind der aktuelle Spitzenreiter Alex Zülle und der Spanier Abraham Olano, die bei der Tour de France eingingen, Ivan Gotti und Pavel Tonkow, die beim Giro d’Italia ihre Ziele verpassten, und da ist Jan Ullrich, der bei der Tour zu spät in Form kam. Der Vorjahressieger gilt trotz seines verhaltenen Starts als großer Favorit der Vuelta, auch wenn für ihn die Vorbereitung auf Olympia im Vordergrund steht. „Wenn es gut läuft und ich nicht zu viel Kraft investieren muss, fahre ich auf Sieg“, hatte der 26-Jährige vor dem Start gesagt, das klang ähnlich wie 1999, als er eigentlich nur ein wenig für die WM üben wollte und am Ende plötzlich im Goldtrikot des Siegers landete.

Da nach Armstrong und Pantani auch der Giro-Zweite Casagrande absagte, ist Ullrichs Konkurrenz in Spanien überschaubar, was nicht heißt, dass die Vuelta eine leichte Beute ist. Ohnehin gibt sich niemand der Illusion hin, dass weniger Kilometer ein einfaches Rennen bedeuten. Immerhin stehen fünf schwere Bergetappen auf dem Programm, darunter der berüchtigte Anstieg zu den Lagos de Covadonga und der mörderische Anglirú-Pass, der mit bis zu 23 Prozent Steigung mehr einer Hauswand als einer Straße gleicht.

Die erste wichtige Strukturierung des Gesamtklassements steht am Sonntag beim Zeitfahren über 37,6 km in Tarragona an, die Entscheidung könnte erst beim abschließenden Zeitfahren am 17. September in Madrid fallen. Zunächst einmal sind jedoch die Sprinter am Zug, und da vor allem Mario Cipollini, der, man staune, noch nie eine Etappe bei der Spanien-Rundfahrt gewonnen hat. MATTI LIESKE

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