was bisher geschah . . .

Warum Arthur Cohn erst jetzt wieder einen Oscar bekam

Der Vater, ein Schweizer Anwalt, verschaffte im Nationalsozialismus deutschen Juden Visa für Israel. Da wollte der Sohn auch Jurist werden. Er wurde es nicht – und das mit Erfolg. Bislang sechs Oscars erhielt Arthur Cohn für seine Filme. Den jüngsten für „Ein Tag im September“ – einen Dokumentarfilm, spannender als ein Thriller: Zwei Jahre und vier Monate haben Produzent Arthur Cohn und der schottische Regisseur Kevin MacDonald den Angriff eines palästinensischen Terrorkommandos auf die israelische Delegation bei den Olympischen Spielen 1972 in München rekonstruiert. Was dabei herauskam, ist nicht ein Aufguss längst bekannter Tatsachen, sondern ein authentischer, reichlich distanzierter Blick zurück auf jenen Tag, der den „heiteren Spielen“ von München den Garaus machte. Alle wichtigen Zeugen von damals, die noch am Leben sind, kommen darin zu Wort, der damalige Münchner Polizeipräsident Schreiber ebenso wie Hans-Dietrich Genscher, aber auch der einzig noch lebende Palästinenser-Attentäter, Jamal al-Gashey. Was die Jury bei der diesjährigen Oscar-Verleihung überzeugte, waren der rasante Schnitt, die zeitgemäße Filmmusik aus den Siebzigern und die Glaubwürdigkeit der Darstellung. In der Schweiz läuft die Originalfassung „One day in September“ bereits im Kino, in den USA wird sie in einem der größten privaten Fernsehkanäle demnächst als das „Ereignis des Jahres“ ausgestrahlt. In Deutschland hat die ARD die Fernsehrechte erworben. Sie zeigt eine synchronisierte Fassung (der Sprecher Michael Douglas leider zum Opfer fällt) heute, 20.15 Uhr. FOTO: DPA