Es war rassistischer Mord

Wegen gemeinschaftlichen Mordes an dem Mosambikaner Adriano wurden in Halle gestern drei Skinheads zu langen Haftstrafen verurteilt. Der Richter: „Sie nahmen den Tod billigend in Kauf“

HALLE taz ■ Neun Jahre Haft für die beiden Jugendlichen Frank M. und Christian R. und eine lebenslange Freiheitsstrafe für Enrico Hilprecht, 24. So lauten die Urteile, die das Oberlandesgericht Naumburg gestern im Prozess um die Ermordung des Mosambikaners Alberto Adriano gefällt hat. Mit diesem Urteil wich der Strafsenat nur geringfügig von einer zehnjährigen Höchststrafe ab, die der Generalbundesanwalt für die beiden 16-jährigen Jugendlichen gefordert hatte. Die Strafverteidigerin von Enrico Hilprecht kündigte an, ihr Mandant wolle in Revision gehen.

Der Senat betonte, mit den Strafen wolle er kein Exempel statuieren. Man habe in der einwöchigen Verhandlung nichts gefunden, was sich strafmindernd für die Angeklagten ausgewirkt habe. Dies gelte auch für ihren Alkoholspiegel von etwa zwei Promille. Die Angeklagten hätten den Tod Adrianos billigend in Kauf genommen. Dem Senat war sehr daran gelegen, auf das Klima einzugehen, welches rechtsextremistische Gewalt in der Bundesrepublik erzeugt. Der Vorsitzende Richter zitierte ein an ihn gerichtetes Drohschreiben: „Glauben Sie, wir hätten Magdeburg enttrümmert, um es anderen Menschen zu überlassen?“ Einen Drohbrief erhielt auch die Witwe Adrianos. Darin heißt es: „Wir werden Sie vernichten. Die drei Jungs haben das richtig gemacht.“ ROGA

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