Tausend Stimmen für das Lagerhaus

■ In der 20-jährigen Geschichte des Kulturzentrums gab es nur eine Sicherheit: die Unsicherheit. Jetzt wollen die Lagerhausianer ihre Interessen mit Hilfe von außen durchsetzen. Der Lagerhaus-Geschäftsführer Anselm Züghart erläutert die neue Kampagne

Anselm Züghart ist Lagerhausianer der ersten Stunde, wechselte später zur Breminale über und macht seit acht Jahren die Geschäftsleitung im Lagerhaus mit Schwerpunkt Kulturmanagement.

taz: Wie lebt sich's denn, wenn Jahr für Jahr wieder Stimmen laut werden, die einem die Existenzberechtigung absprechen?

Anselm Züghart: Das ist Alltagskultur eines Stadtstaates wie Bremen und spiegelt ein Stück weit das kulturpolitische Gesamtmanagement wider. Das macht einen am Ende nur stärker. Die Konsequenz davon: Dass wir daran möglichst alle gemeinsam etwas ändern müssen.

Sie sind jetzt 41 Jahre alt. Wie lange steht man eine Arbeitssituation durch, bei der die einzige Sicherheit, die man hat, die Unsicherheit in Permanenz ist?

Das ist für mich kein Problem, sondern Profession. Ich habe mir diesen Job ausgesucht und auch gestaltet, und so lange ich im Auftrag der Einrichtungen und der LAG und mit Unterstützung durch viele Künstler und Kunstinteressierte hier arbeite, werde ich damit weitermachen.

Die LAG?

Die Landesarbeitsgemeinschaft Bremen. Diese Zusammenschlüsse von stadtkulturellen Einrichtungen gibt es in allen Städten. Sie sind im Bundesverband soziokultureller Zentren zusammengefasst.

Existenzunsicherheit als kreativer Antrieb?

Mit Sicherheit nicht, getreu der Devise Reibung bringt Wärme, man darf sich dabei nur nicht verbrennen. Insofern ist eine solide, mittelfristige Planungssicherheit natürlich Basis für kreative Impulse. Das haben wir auch schon mal erlebt, nämlich in der Legislaturperiode von Helga Trüpel, wo es Sicherheit gab durch einen Doppelhaushalt. Das löst damals einen kreativen Schub aus.

Mit welchen Gefühlen sehen Sie der aktuellen Sparrunde entgegen?

Weniger mit Gefühlen als mit konkreten Aktionen. Unter dem Motto „Keine Kulturstadt ohne Stadtkultur“ haben wir tausend Künstler, Freunde, Kritiker und Partner eingeladen, um gemäß dieses Slogans unsere Interessen auch durchzusetzen. Im Kontext des McKinsey-Gutachtens, das für die Stadt durchaus positive Ansätze hatte hinsichtlich Planungssicherheit und Zielvereinbarungen, muss man heute feststellen, dass davon wenig geblieben ist. Die Kulturpolitik beschäftigt sich hauptsächlich mit sich selbst. Über Stadtkultur diskutiert wird nur im Hinblick auf Einsparung, aber nicht auf inhaltliche Weiterentwicklung oder Umstrukturierung.

Ihr habt zum Festival ausschließlich Bremer Gruppen aus dem Lagerhausumfeld eingeladen.

Wir machen kein Festival, sondern ein Fest. Es ist ein lockeres Beisammensein, was in den Haushaltsdebatten der nächsten Wochen auch einen politischen Hintergrund hat. Man kann das Ganze auch unter dem Slogan zusammenfassen: Beitrag zur kulturellen Aufklärung, in dem Sinn, das Unmögliche möglich zu machen.

Wie sind Sie zum Lagerhaus gekommen?

Bei der Weserlust habe ich die Gruppe A 5 gesehen und beschloss, Musiker zu werden. Musiker brauchen Übungsräume, und den fand ich im Lagerhaus. Fragen: bk